Mittwoch, 29. April 2009

On my little Couch. Holly and Carrie, waiting.



I follow PenguinBooks on Twitter and they sent me an email! Asked about my favorite book. Nice guys;-). Here it is: Breakfast at Tiffany´s, of course (why of course??). I adore Truman Capote. When I was young, I loved the movie and Audrey Hepburn (so does my sweet 17 at home: back home from her first trip to New York City with her Dad, she proudly presented her brandnew Audrey-Tiffany´s-Shirt;-)); in my mature years, I think Capote was right to prefer Marilyn as Holly:

Audrey was a Belgian noblewoman with a British father; Marilyn would have been the better choice for playing this broken American country rose, abused as a child, spoilt as a teenager and used as a woman; Audrey, a former professional ballet dancer, is nothing but a pretty face and chic coat-tree and no actress (and she knows); George Peppard is a big pain in the arse, a true joke as Mary Astor´s toyboy and definitly not gay like the guy in the novel; shame on Jerry Lewis as Mr Yunioshi; and - from the point of narrative technique - an important character like Joe, the Bartender that structures the whole story, in the movie is of no importance at all. And I do hate Audrey singing and the Hollywood happy ending crap (Maryilin would have given it the ironic treatment).

Have got a smart and not that often offered copy of this umpteen times edited novel still beloved by readers up to this very day - a British pocket edition of 1961, republished 1962 (twice), 1963, 1964, 1966, 1968, 1969. The cover illustration of an unknown artist is gorgeous, pop art-like and puts it in a nutshell, doesn´t it? The edition is pretty rare and of a good, not quite fine, condition. Collectors interested should contact me via this blog.

At the moment, Holly is taking a nap on my brandnew bookshop couch- together with
Sister Carrie ("abridged for modern readers"), ed. 2nd printing nov. 1962 (first oct. 1962) for the mass market by Pocket Books Inc., Rockefeller Center, NYC (those with "Gertrude the Kangaroo"), published by arrangement with Mrs Theodore Dreiser. With an introduction (with parts of it edited in the New York Times Book Review 1949) by editor Maxwell Geismar, a New York college professor, literary critic and biographer (read about Maxwell Geismar at the New York State Literary Tree); the especially fine, advertising-poster-like front cover illustration is by Roy Price, as the back cover tells me. I found this one by Roy Price at artnet - must have been the same model, maybe his girl! Nothing more is told about this almost forgotten artist on the internet - would like to know more: anybody there who could tell me?

By the way: both pocket books are for sale; the little obviously handmade couch is not: guess where I found it? On the street - waiting all by itself for the bulk rubbish truck! I took it home and will keep it as a resting place for my paper guests on their journey through. This time for Carrie and Holly.

Both books are listed - together with numerous exciting and interesting editions offered by various bookshops from the US, from the UK and from Europe - at Amazon-.

"In your rocking chair, by your window dreaming, shall you long, alone. In your rocking chair, by your window, shall you dream such happiness as you may never feel." Or on my little couch......

Dienstag, 28. April 2009

Participation Age, Second Life und ein Guru aus dem Online-Antiquariat: Neue Wege im Bücherland.

Wenn ich gelegentlich auf dem Flohmarkt um die Ecke nach Büchern stöbere, nervt mich stets der türkische Billige Jakob für Obst und Gemüse, der kurz vor Toresschluss die letzten schrödeligen Erdbeeren aus Litauen für 50 Cent das Pfund an den Mann bringen will: "Billig, billig, billig! Angebot, Angebot, Angebot!" schreit er mit heiserer Stimme gebetsmühlenartig in der Warteschleife, und die KundInnen strömen und schlagen sich um die Plastikschälchen mit zweifelhaftem rotzerquetschtem Inhalt. Er macht das zwei Mal die Woche (und an den anderen Tagen vermutlich andernorts), endet immer bei "billig, billig, billig" und 50 Cent und muss, da er ja immer wieder mit gigantischen Obstbergen wiederkommt, dennoch seinen Schnitt machen.

So ähnlich muss es den Kollegen von der Verpackungsspekulantenmafia bei Amazon und Co. gehen, die für 0,1 Cent "verlagsfrische" Bücher im Internet verhökern, natürlich im "luftgepolsterten Umschlag"; auch sie werden ihren Schnitt machen mit Masse statt Klasse - anders als der Kollege vom Gemüsestand, bei dessen Ware der Kunde den Gammel ja deutlich sieht, verschweigen sie selbstredend gerne die Mängel ihrer "frischen" Exemplare. Die Käufer solcher Angebote sind, scheint´s, ohnehin eher an den wattierten Umschlägen und an den Clips interessiert als am Inhalt. Warum ich jetzt gerade an diese "Kollegen" (gerne treten sie unter den klassenspezifischen Namen wie "Mannis Bücherkiste" oder "DasBilligeBuch" in Erscheinung) denken muss, weiss ich auch nicht; vermutlich, weil ich Appetit auf Erdbeeren habe und daran denke, am Wochenende wieder mal zum Flohmarkt zu gehen;-)

Eigentlich wollte ich über was ganz anderes posten: in - noch (mal sehen, was draus wird) - unregelmäßigen Abständen binde ich ab sofort einen Strauß thematisch interessanter Links, die mir bei Internet-Recherchen begegnet sind. Hier sind die ersten:

Eine sich etwas kraus und verstiegen lesende Pressemitteilung erreichte mich über newmax: die Literatur sei endlich auf dem Weg ins
Participation Age; dachte zunächst, ich hätte mich verlesen, aber steht da wirklich so: es geht um eine offene und zu allem Schreck auch noch vom Freistatt Bayern geförderte Plattform, die - wenn ich das krause Geschw. (sorry) einer Dame der Geschäftsführung richtig deute - die Absicht hegt, Autoren und "anderen Künstlern" einzureden, geistiges Eigentum und Kreativität miteinander zu teilen und mit gebündelter Energie und algorithmisch berechneter "dynamischer Preisfindung" (die Geschäftsführerin hat Informatik studiert und war früher Sales Managerin bei Amazon) als E-Book für Kindle & Co. an den Markt zu bringen. Mache sich jeder selber ein Bild. Der Webauftritt des Unternehmens namens
Litogo mitsamt seiner "Wikipockets" übereugt mich persönlich eher nicht, das ganze Ding ist zu gewollt und zu lollipop-kleinmädchenquietschbunt; im Grunde geht es um Ähnliches wie bei den guten alten Bezahlverlagen: um die Kitzelung der Eitelkeit von "Bestsellerautoren von morgen"; na ja. Bis das E-Book erwachsen ist, wird es noch durch so manche pubertäre Eskapade auffällig werden. Und jeder ist ein Künstler, wusste schon Joseph Beuys. Dass sich für mich Kreativität und staatliche Förderung prinzipiell ausschließen, ist Privatmeinung, kann man durchaus anders sehen.

Dass Amazon mal wieder zur rechten Zeit zugeschlagen und die beliebte E-Book-Application Stanza mitsamt ihres Schöpferunternehmens Lexcycle eingekauft hat, berichtet nach der Lektüre des entsprechenden Hausblogs des Unternehmens u.a.
Create or Die; auf Französisch gibt es entsprechende, ebenfalls auffallend zurückhaltende Infos bei NetEco: eine gute Gelegenheit, sich einmal vertieft mit der Welt des E-Business in Frankreich zu befassen.

E-Business in USA ist bekanntlich immer etwas lauter und für europäische Verhältnisse marktschreierischer als in Europa, auch auf dem Buchsektor: ein Beispiel dafür sind die nahezu überbordenden Aktivitäten des amerikanischen Gurus der Online-Antiquariatsszene Steve Weber: der Veteran der U.S. Airforce und studierte Journalist aus West Virginia nutzt nicht nur intensiv sämtliche Plattformen, die sich ihm bieten, als Marketinginstrumente in eigener Sache, bloggt, twittert und produziert Sachbücher im Selbstverlag, selbstverständlich auch als E-Book und im eigenen Amazon Store; seine Tipps zum Handeln mit gebrauchten und raren Büchern vom heimischen Schreibtisch aus sind ohne Frage brauchbar, informativ, bei aller Redseligkeit kein hohles Geschwätz, oft erfrischend simpel und gerade daher vermutlich so erfolgversprechend: näheres
hier:

Steve führt seinen seit Beginn seiner Selbstständigkeit als Online-Antiquar 2001 stetig wachsenden Erfolg nicht zuletzt auf eine simple Tatsache zurück: seine Unbefangenheit, mit der er die Sache einst angign: er sei halt nie ein hochtrabender Bücherwurm mit Rosinen im Kopf gewesen, sondern ein eher technikaffiner und allem Neuen aufgeschlossener Zeitgenosse mit Freude an Büchern, der aus dieser Freude ein ausgebautes Hobby und irgendwann eine Lebensexistenz machte; vielleicht in der Tat nicht der schlechteste Ansatz für Erfolg in diesem Business. Dass beim erfolgreichen Handeln mit alten Büchern nicht nur die richtige Nase, ein langer Atem und unermüdliches Suchen und Finden wesentlich sind, sondern gelegentlich schlicht Glück, verschweigt er nicht: die Geschichte mit dem vergessenen Körbchen unter einem Tisch bei einem Bibliotheksflohmarkt, in dem sich zwischen lauter Ramsch eine 100 Dollar-Buchperle fand, ist mir in der Form auch einmal widerfahren;-). Ansonsten gebe ich dem Guru recht: nicht vom dicken Geschäft mit millionenteuren Sammlerstücken träumen (an die kommt auch ein Amazon-Guru eher selten), sondern sich im mittleren Segment mit vielen Verkäufen eine solide und sichere Position schaffen; Ausreisser nach oben nicht ausgeschlossen.

Zum Schluss noch ein Blick auf eine ungewöhnliche Buchhandlung mit Antiquariat in Hoquiam im amerikanischen Bundesstatt Washington:
Jackson Street Books: im 9000 Einwohner-Städtchen mit Holzfällertradition, singt man zwar gerne in den entsprechenden Hemden volkstümlich-zeitkritische Lieder zur Gitarre zwischen Bücherregalen, ist aber ansonsten auf der Höhe der Zeit: mit Online-Handel, Bezahlen mit Pay Pal, Bloggen und sogar einem eigenen Auftritt bei Second Life, wo sie ebenfalls Bücher verkaufen; geht also doch beides, das Traditionelle und das Neue. Die als linksalternativ einzustufenden Macher von Jackson Street Books, ein Ehepaar mittleren Alters, verkaufen übrigens wie selbstverständlich alte und neue Bücher in einunddemselben Laden: mein Credo, in Deutschland leider nach wie vor nicht oder nur schamhaft realisierbar - wie lange noch?

Kleine, feine Buchhandlungen mit eigenen Überlebensstrategien und ungewöhnlichen Konzepten (ebensfalls mein Credo: die werden auch im Amazon-Age überleben, die gesichtslosen Ketten eher nicht) wird dieses Blog in loser Folge einige vorstellen: solche, die ich selber besucht habe (vielleicht irgendwann mal mit Podcast) und solche, die ich im Netz aufgestöbert habe.

Mein Buchtipp wird diesmal auf morgen verschoben - auch eine bekennende Nachteule wie ich muss mal schlafen und geht heute frueher als gewohnt zur Ruhe: zumal morgen wieder Trüffelsuche in Sachen Bücher angesagt ist;-). Als Bettlektüre liegt heute was Leichtes bereit: Hans J. Massaquoi (ein Angebot von buy-a-fine-book, meinem Amazon-Auftritt, ist auch dabei, und somit ist es dann doch noch ein Buchtipp;-)), eine leichte, aber nicht nervende Lektüre; gerade richtig nach einem anstrengenden Tag (und auch eine Erfolgsstory, die Mut macht und für ruhige Träume sorgt: nicht das Schlechteste, was man über ein Buch sagen kann); gute Nacht denn.

Montag, 27. April 2009

"Coquetting with the moon". Adalbert Stifter´s early novella "Der Kondor" in a smashing English translation



This very amazing booklet I found in a local charity shop: charity shops with their masses of books brought in from apartment clearances, are genuine bonanzas for the happy hunter: among old hymnbooks, novels by Barbara Steel and Danielle Cartland (or is it the other way round?) and how to-manuals for lucky stroke survivers, you sometimes stumble over a gem like this one:

"The Condor" is an apparantly mousy booklet of 41 pages, published in 1946 in Vienna, at Amandus-Edition (off the market). It´s a novella by Austrian narrative writer
Adalbert Stifter and it´s in English; the front carton cover in light blue is illustrated with the author´s sketched profile. The translator is Patricia de Ferro. The text of the novella is prefaced by Monique Sandrier. The booklet is in a almost fine condition, mildly sun-bleached at the edges.

Adalbert Stifter has never been one of my favorites; we read Abdias, a ponderous and long-winded story about man and fate, at school and I missed empathizing. My first encounter with Adalbert Stifter was my last; maybe I was too young for a writer like this and I should give him a second chance in my mature years.

Der Kondor (originally written "Der Condor"), an early work, was first published in 1840, when the author was 35; it founded his fame as a very special and unique narrative writer in the German literary world. As the English preface to this fresh and smashing translation tells us, the plot is about a painter and his strugglings with life and science, lust and continence, love and art (some of Stifter´s leading leitmotifs throughout his complete work), told in a decidedly artistic way: Stifter, besides his writing career, was not only strongly interested in life sciences (an important aspect of this text, too), but an ambitious painter: the booklet is illustrated with one of his paintings called "clouds". Not an easy-to-read text, and as Ms Sandrier tells us: "The readers are invited to feel and see, rather than to understand."

Want to read the first sentence of the story in English? "At two o´clock on a beautiful moonlight night in June a cat strolled along the ridge of a roof, coquetting with the moon." While writing this on my blog, a love-sick cat is screaming loudly in the abandoned streets in the neighborhood - and it´s about 2 o´clock! Magic!

Adalbert Stifter, a cloth-weaver´son, was an alcoholic, suffered from cirrhoses and, while in hospital for medication, stubbed himself to death with a razor; he was 62.

Amazon offers you numerous copies of various editions of
Der Kondor: this is the complete text on the internet. As far as I know, I can offer you the only copy of an translation into English available on the internet. Collectors are friendly invited to send me an E-Mail. All books I present on this blog are for sale.

Achtung, Sammler: diese englische Übersetzung einer frühen Novelle Stifters íst äußerst rar und meines Wissens die einzige überhaupt, die im Internet angeboten wird; sie stammt aus dem Jahr 1946 und wurde bei Amandus-Edition, Wien, publiziert. Die Übersetzung besorgte Patricia de Ferro; das sehr kundige und empathische Vorwort verfasste Monique Sandrier; über beide Damen ist nichts weiter bekannt. Sammler mögen gerne Kontakt aufnehmen.

Sonntag, 26. April 2009

The Avid Amazon goes Twitter!

Ab sofort wird hier auch getwittert; weiss zwar noch nicht so ganz, was das Ganze soll, aber ich bin wild entschlossen jeden Blödsinn, auch diesen auszuprobieren. Der entsprechende Link findet sich rechts über den Buchempfehlungen.

Have joined the twitter community! My first words were about Susan Boyle: "Cry me a river"......When her first album will be brought into orbit, it will cut all the records at Amazon´s, won´t it? May Ms Boyle enjoy a late but not too late satisfaction and come to personal and pecuniary fulfilment. She´s got a gifted voice; hope they won´t spoil her hearty sense of humour and her sweet and soft Scottish accent. I love her.

Samstag, 25. April 2009

Miss Marple im Antiquariat: Leona Rostenberg und Madeleine Stern zum Gedenken. Eine kleine Reise nach New York.

In dem kleinen Schaufenster rechts in der Mitte finden sich ab sofort ein paar Lektüretipps zu Büchern, die sich mit dem Thema "Antiquariat" und "Büchersammeln" beschäftigen; auf Deutsch und auf Englisch. Sie können direkt über dieses Blog bei Amazon bestellt werden. Der Handel mit "second-hand", "used", "rare" und "out-of-print-books" hat bekanntlich im angelsächsischen Raum eine weitaus bedeutendere und vor allem gesellschaftlich anerkanntere Geschichte als bei uns; dementsprechend umfangreicher ist das englische Buchangebot auf diesem Sektor. Stöbern lohnt demnach.

Frauen gelten in der wundersamen Welt der Antiquariate als exotische Wesen; ob´s wirklich nur am felhlenden Jäger- und Sammlergen liegt? Ein dankbares Thema für eine soziologische Doktorarbeit. Umso erstaunlicher die Geschichte zweier Freundinnen, die amerikanische Antiquariatsgeschichte schrieben und zu den bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Branche in ihrer Zeit zählten:
Leona Rostenberg und ihre Geschäfts- und Lebenspartnerin Madeleine Stern; die beiden New Yorkerinnen aus deutschjüdischem Elternhaus, die ihren Handel mit "rare books" von ihrem gemeinsamen Wohnhaus in der Bronx, später in Manhattan, aus betrieben, legten mit über 80 ihre Doppelbiografie vor, auf diesem Blog ebenfalls im kleinen Schowcase zu finden; verschiedene Angebote der deutschen Übersetzung finden sich bei Amazon.

Ihren rund 50 Jahre währenden Erfolg führte das ungewöhnliche Paar nicht zuletzt - wie sie gerne auf Deutsch formulierten - auf ihr "Fingerspitzengefühl" und ihre detektivische Nase beim Aufspüren seltener Buchkleinodien zurück, wenn Kollegen länsgst aufgegeben hatten; beide starben vor wenigen Jahren mit über 90. Im amerikanischen Original heisst ihr von der Kritik hochgelobtes autobiografisches Werk
"Old Books Rare Friends"; ich hab´s noch nicht gelesen, werde das aber demnächst nachholen; dann gibt es an dieser Stelle eine kleine Rezension.

Typisch - und so leider ganz anders als bei uns - für britische und amerikanische Antiquare zumindest des alten Schlages in der obersten Liga: das Paar kaufte und verkaufte nicht nur rare Bücher, sondern war nahezu enzyklopädisch hoch gebildet, verfasste Abhandlungen, gelehrte Studien und Aufsätze und schrieb historische Bücher; sie lebten, vom ersten Kennenlernen als Studentinnen an der Uni bis zum Lebensende, miteinander mit, in und durch ihre Bücher, spürten verschollenen Werken hinterher, hefteten sich erfolgreich wie eine Art Miss Marple der Bücherwelt an die Fersen unerkannt unter anderem Namen Parallelwerke schreibender Bestsellerautoren vergangener Zeiten und lösten in der Fachwelt und bei ihren treuen Kunden Entzücken aus über ihre erfrischend anderen und fantasievollen Kataloge. Beiden eilte der Ruf voraus, alle Bücher in ihrem Bestand selber gelesen zu haben (ein Ehrgeiz, den ich teile, jedoch nur bei Büchern, die mich anziehen, verwirkliche; übrigens unabhängig von ihrem derzeitigen Marktwert).

Zumindest in New York und Umgebung gehören die beiden bücherverrückten Ladys bis heute, wie die ausführlichen Nachrufe belegen, zum kulturellen Gedächtnis der Stadt und wurden sogar zu Pop-Ikonen: als - man staune -
Musicalfiguren. "Wir sind Dinosaurier" sagen bzw. singen die beiden da an einer Stelle; und so wird es sein. Musicals über Amazon-"Bookdealers" wird es kaum geben, oder? Ich hätte was darum gegeben, die beiden Bookworm-Dinos noch kennen gelernt zu haben.

Das Musical Bookends (Buchstützen) wurde übrigens vor zwei Jahren von einer kleinen Theatertruppe am Broadway auf die Bühne gebracht und behandelt im wesentlichen die Anfangsjahre der beiden jungen Ausnahmefrauen mit Büchern statt Rosinen, Party und Männern im Kopf, und das in den wilden 1920er Jahren. Ausgedacht hat sich den auf den ersten Blick für ein Musical reichlich ungewöhnlichen Plot Katherine Houghton, eine Nichte von Hollywood-Ikone
Katherine Hepburn, die mit den beiden Frauen befreundet war; die New York Times berichtete, leicht irritiert, amüsiert und auch gerührt ausführlich. Irgendwie kurios ist es ja in der Tat, zwei kauzige Antiquarinnen als singende und steppende Musicalheldinnen zwischen Bücherregalen;-).

Ohne Amazon hätte ich Mady und Leona und ihre bemerkenswerte Lebens- und Buchgechichte wohl nie im Leben aufgestöbert: die zwei sind, trotz der auch auf Deutsch erschienenen Biografie, bei uns nahezu unbekannt: durch Zufall stieß ich bei der Zusammenstellung passender Bücher für ein Widget auf ihre Biografie, wurde neugierig und nahm die Spur auf: das Trüffelschwein-Gen teile ich nämlich mit den zwei Ladys; das Ergebnis füllt diesmal dieses Blog - ich hoffe zum Vergnügen meiner Leser; mir hat die kleine Reise nach New York zumindest Spaß gemacht. Und auch ein bisschen sentimental: die Zeiten sind vermutlich endgültig vorbei.

Donnerstag, 23. April 2009

Große Haie, kleine Fische - und ein Tribut an Henry Miller. Zum Ausklang des Welttags des Buches


Der Weltbuchtag neigt sich dem Ende zu. Was ich gut fand an jenem an sich überflüssigen Tag jenseits des Üblichen und Nervigen - etwa Politiker, die Grundschüler und Fünftklässler (die lassen sich noch am ehesten überrumpeln) aus Prestige- und Wahlkampfgründen mit Vorleseaktionen terrorisieren
durften -, waren die Berichte über die "Kleinen": Wagemutige Neugründer und Fähnlein der letzten Aufrechten traditioneller Familienbetriebe, die sich auch anno 2009 dem Abenteuer Buchhandel stellen; viel Gejammere aber auch manches Frech-Wagemutige gab es da zu lesen. Die besten und engagiertesten Artikel zum Thema kamen dabei, wie so oft, aus der kleinen, aber feinen Provinz: engagierte Lokaljournalisten schrieben spürbar mit Herzblut über Lust und Frust eines aussterbenden Berufsstandes: den des Buchhändlers als Einkelkämpfer und Individualist. Dafür sei den oft zu unrecht geschmähten "Provinzschreibern" einmal von Herzen Danke gesagt:

Zum Beispiel Erich Wandschneider von der Augsburger Allgemeinen Zeitung: der hat aus gegebenem Anlass einen schönen und unzeitgemäß langen Artikel über die kleine Buchhandlung "Maximilian" im ebenso kleinen Wertingen geschrieben. Wertingen liegt im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau und hat noch nicht einmal 9000 Einwohner, schreibt die Wikipedia; wie viele der Wertinger Leseratten und regelmäßige Buchkäufer sind, ist nicht überliefert. Aus eigener Erfahrung mit dem Leben in so einer ländlichen Kleinstadt weiss ich allerdings: die Nähe zum öffentlich geförderten Buch ist hier meist noch besser erhalten als in der Großstadt, Lesen wird - von den Familien, den Schulen und, hier noch ganz wichtig, den Pfarrgemeinden - bemühter gefördert, Bücher als Geschenk für liebe Mitmenschen gehören noch zum guten Ton: in der Kleinstadt mit ihren - noch - engmaschigeren sozialen Netzen kauft man der Kusine dritten Grades zum Geburtstag ein "gutes Buch" (was immer darunter zu verstehen sein mag, aber das ist ja auch egal), wo es in der Großstadt noch nicht einmal mehr für einen Anruf langt. Insofern werden Buchläden wie das "Maximilian" in Wertingen sicher noch eine Weile Bestand haben; wenn sie so rührig, engagiert, "eventfreudig" wie kulturbeflissen und mit dem Ohr am Puls des übersatten Lesers 2009 agieren wie offenbar die Damen von der Donau, umso mehr.

Dennoch: als Amazon-Verkäufer fiel mir schon nach kurzer Zeit auf: die Leser vom Lande stellen mit Abstand das Gros meiner Kunschaft, sicher oft auch eine Frage der Logistik, wenn die nächste "leibhaftige" Buchhandlung zig Kilometer entfernt liegt; da ist Amazon und sind somit auch wir Trabanten auf Dauer einfach nicht schlagbar. Der Tipp des gewitzten Reporters, doch die "Gebrauchten" wie in Frankreich (wusste ich gar nicht, dass das dort so gehandhabt wird) gleich neben die Neuware ins Regal zu räumen, stieß allerdings auch in Wertingen auf taube Ohren: gebrauchtes Lesefutter gehöre in die Wühlkiste,punktum. Da ist sie wieder, die alte Arroganz: gebrauchte Bücher sind Ramsch. Auf Dauer werden sich auch deutsche Buchhändler, wenn sie trotz Amazon und Co. überleben und ihr bescheidenes Revier erfolgreich verteidigen wollen, diese Attitüde nicht leisten können.

In Schönheit sterben zu wollen, wäre mehr als töricht. Wobei ich - was eine ganz subjektive Privatmeinung ist - den flexiblen, im sozialen Umfeld vor Ort geerdeten und vernetzten kleinen Buchhandlungen mit Visionen (auch kleine Visionen können viel bewirken) eine wesentlich sicherere Zukunft im Auge des Orkans namens Amazon vorauszusagen wage als den großen anonymen und austauschbaren Ketten; ob es die in zwanzig Jahren noch geben wird - den Blick in den Kaffeesatz möchte ich nicht riskieren.

Zum Abschluss wieder ein Buchtipp: "Lachen. Liebe. Nächte. Sechs Erzählungen". Autor: Henry Miller. Die Stories (im Original doch erheblich abweichend "Nights of Love and Laughter") hat der - zu unrecht - weniger als grandioser Schriftsteller denn als grosser Schweinigler in da kollektive kulturelle Gedächtnis eingegangene Amerikaner in Frankreich geschrieben, kurz vor dem Ende der seligen Bohème-Zeit in Paris und dem Beginn der Nazi-Barbarei; Miller war da um die 40 und hatte als literarischer Spätzünder mit seinem allersten Roman "Wendekreis des Krebses", bis heute auf Deutsch verlegt bei Millers hiesigem Hausverlag
Rowohlt und nach wie vor gerne gelesen, seinen literarischen Durchbruch mit einem Skandal begründet. Die Erzählungen sind autobiografisch gefärbt und der Sex spielt darin eigentlich keine oder eine Neben-Rolle. Sexistisch sind sie - entgegen des Millerschen Klischees - auch nur für den, der das frauenfeindliche Haar in der Suppe des Vielbeschrienen wie Vielgeliebten partout finden will. Die kleine Hurengeschichte "Mademoiselle Claude", die seinerzeit für soviel Wirbel sorgte, finde ich persönlich ganz zauberhaft, ein wenig traurig auch und verloren, und sie erzählt eine Menge über uns Frauen, Hure oder nicht Hure.

Was mir besonders an Miller gefällt ist sein Humor, der alle Geschichten tränkt: einerseits führt er so das Groteske der menschlichen Existenz in all ihren verqueren Spielarten wie einen Bären am Nasenring vor, andererseits hilft es dem Autor, seine tiefe existentielle Einsamkeit und (Sehn-)Sucht nach Liebe mit einem Witz herunterzuspielen. Millers Humor, sein lustvolles Übertreiben absurder Situationen und Überzeichnen neurotischer Persönlichkeiten ins Lächerlich-Monströse bezieht die eigene Person immer mit ein; das macht seine Größe aus. Am Ende stehen stets die lässige Geste und die Einsicht "Was soll´s, hätte schlimmer kommen können"; vielleicht wurde Miller so trotz aller Eskapaden und Exzesse über 90.

Wer jetzt Lust an den Geschichten bekommen hat - in denen geht es u.a. um folgendes: eine an absurdes Theater oder Kafka im Kasperltheater gemahnende verhinderte Reise des Autors nach England und um eine in einer furios-durchgeknallten Orgie endende, mit Astrologie und Alkohol, Geschwätz und Sex gewürzte Szene-Party in New York - der sollte nicht zögern und stöbern (bei buy-a-fine-book und anderswo). Persönlich ziehe ich die dezente alte Rowohlt-Taschenbuchausgabe aus den 1950er Jahren der aktuellen Ausgabe mit der aufdringlich-komichen blauen Banane vor. Schönere Taschenbücher als diese 50er Jahre-Bändchen mit den verstärkten Leinenrücken und den geschmackvoll-ästhetisch hochwertigen Cover-Illustrationen gibt es wohl kaum.

Die gestalterisch gekonnt die Balance zwischen kühler grafischer Distanz, theatermäßigem "Drama" und erotischer Nähe haltende Einbandgestaltung geht auf das Konto von Karl Gröning Junior und Gisela Pferdemenges, ein in den 1950er Jahren äußerst produktives Gespann von Bucheinband-Illustratoren; die kongeniale Übersetzung ist Kurt Wagenseil zu danken, der mit Miller befreundet war und alle seine Werke erstmalig ins Deutsche übertrug; er tat es genial und mit jener sehr seltenen Gabe der Einfühlung in den "Sound" eines Textes, die nur den ganz Großen unter den Übersetzern zu eigen ist. Dass dieses schöne kleine Gesamtkunstwerk in Gestalt eines Taschenbuchs hier für einen derart lächerlichen Preis angeboten werden muss, tut weh; aber in dem Fall war der Konkurrenzdruck einfach zu groß. Am ideellen Wert dieser Ausgabe ändert das für mich nichts.

Wer einmal sehr eigen auf den Spuren eines Miller-Adepten von heute wandeln will, dem sei
dieser vergnüglich-freche Beitrag auf dem ZVABlog zur Lektüre empfohlen. Woher der Autor allerdings die Erkenntnis hernimmt, Frauen hätten von Natur aus kein antiquarisches Sammlergen - das weiss ich allerdings auch nicht........;-).

Mittwoch, 22. April 2009

Hello, Booklovers! Welcome to my new Blog!


Hello, this is Marita from Germany calling. I´m a "freshwoman" in online bookselling and started my business last November after a lifelong love for books, esp. second-hand, rare and out-of-print books. I started with Ebay and stopped soon, frustrated by flaw support, high fees and low profit; tried AbeBooks and stopped again, frustrated by more than low profit and a much too old-fashioned, talktative and confusing performance (though the fees are ok and the support is not high profile but friendly and endeavoring). In the end, the antiquarian amazon ended up with Amazon. Want to know what I disliked most dealing via AbeBooks? They pretend being book lovers focussing on rare books; but most of their members, esp. the German ones, are simply cheap-Jacks. Amazon doesn´t pretend anything, doesn´t speechify with a pseudo-scholarly attitude, takes the bothering from my shoulders and supports my concentrating on the business I master best: selling second-hand books on the internet.

The most exciting and fascinating aspect of selling second-hand books is: you never know what species of book will come along; big surprises included. This blog will tell you about my adventures while hunting the precious deer.

By the way: on 23 April, the bookworm world and the Unesco celebrate
The World Book and Copyright Day. A perfect day for starting this blog, n'est-ce pas?

In each posting, I will present a book I have in store: some of them I offer at Amazon marketplace, some I don´t. Most of them are German, some English, French or Italian, Portuguese, even Icelandic and Lithuanian.
This is my shop at Amazon marketplace.

Hallo, darf ich mich vorstellen? Ich bin seit kurzem Online-Antiquarin und vor noch nicht allzu langer Zeit bei Amazon marketplace als Verkäufer bzw. Shopbetreiber eingestiegen. Vorher habe ich es - nicht so recht glücklich - bei Ebay probiert, ganz kurz beim recht umständlichen und mir zu schwerfälligen AbeBooks (nicht umsonst sind die dort porträtierten Antiquare sämtlich jenseits der Seniorengrenze) und nun glücklich und zufrieden bei Amazon: anders als viele besonders deutsche Antiquare habe ich als Goliath keine Probleme mit dem Riesen: was nützt es mir, wenn ich nobel im Elfenbeinturm versaure, keine Bücher verkaufe und ehrenvoll zwichen alten Buchdeckeln Staub fresse? Aus einem schweinsledernen Edeleinband wird kein Schweinebraten. Auch Bücherverkaufen ist Business; warum nicht vom Riesen profitieren und dennoch als Goliath seinen Schnitt machen? Schämen tu ich mich dafür nicht. Ganz Ausgefallenes kann ich ja immer noch im eigenen kleinen Shop anbieten. Dazu und auch zu meiner Meinung über AbeBooks und Spezialplattformen wie Antiqbooks und Co. demnächst mehr in diesem Blog.

Ich blogge auf Englisch und auf Deutsch im Wechsel. Die meisten meiner Bücher sind allerdings deutsche Produkte, ich habe aber auch Englisches, Französisches, Italienisches, Portugiesisches und sogar Isländisches und Litauisches im Angebot. Einige der Bücher stelle ich hier vor. Schreibe über meine Jagdabenteuer als Greenhorn in der Welt gebrauchter und antiquarischer Bücher. Das Spannende am Handel mit gebrauchten Büchern ist ja: man weiß nie, wie die Beute ausfällt, was für Schätzchen dir ins Netz gehen. Da trifft schon mal der Wandermönch auf die Wanderratte. Die Zusammenstellung des Sortiments gerät gelegentlich recht abenteuerlich. Mängelexemplare, Remittenden oder ausgemusterte Büchereiexemplare - leider tummeln sich bei Amazon und zunehmend auch bei AbeBooks (was letztere für mich zunehmend überflüssig macht, aber davon ein andermal mehr) zahllose Händlerpersönlichkeiten, die nur vom Verscherbeln , anders kann man das nicht nennen , solcher 1 Cent-Ware leben - finden sich bei mir jedoch äußerst selten und nur in Ausnahmefällen; von Büchern, geschweige denn antiquarischen, verstehen diese Buchtrödler eher wenig. Weghexen kann man sie nicht, dafür ist der Zug abgefahren - aber mit guten Angeboten zu fairen Preisen dagegen halten, das geht durchaus.

Ich freue mich, wenn Leser mir folgen. Im Lauf der Zeit wird es sicher noch die eine oder andere Änderung geben, Ergänzungen, Verbesserungen, Erweiterungen. Jedenfalls wünsche ich uns viel Spaß! Ich freu mich.

Heute ist ja der Welttag des Buchs und des Copyrights der Unesco. Obwohl ich von derlei "Gedenktagen" (man gedenkt ja eigentlich immer gerne der Toten, oder?) wenig bis nichts halte, zumal ein Strohfeuer für den Tag und morgen eh vergessen, ist es doch ein passender Beginn für dieses Blog.

Und ein Buch - es ist über Amazon zu bestellen (bei "buy-a-fine-book", auch bei anderen Anbietern) - stelle ich euch natürlich auch noch vor: "Hillary und Bill. Die Geschichte einer Ehe" von Christopher Andersen, 1999 in deutscher Übersetzung erschienen bei Marion von Schröder.
Hier könnt ihr stöbern. Das Buch ist sauber und sachlich, dabei immer um Fairness bemüht geschrieben. Der Autor ist Journalist und versteht sein Handwerk. Viel erfährt der Leser über Bills Sex-Eskapaden und Hillarys Wutausbrüche inkl. fliegender Aschenbecher und herausgerissener Küchenschubladen im Weissen Haus. Reisserisch oder Schlüsselloch-notgeil wird der Autor dabei gottlob nie. Voyeure werden enttäuscht sein. Seit Ms Clinton nun selber unter Obama als Aussenministerin ihrem Land dient, kann ein kleiner Rückblick auf ihre mehr als merk- und denkwürdige Ehe nicht schaden; schlau aus den beiden wird der Leser auch nach Beendigung der Lektüre nicht; warum die zwei ungleichen Erfolgsmenschen den Bund fürs Leben schlossen, bleibt nach wie vor vage und Spekulation (wenn es Gründe außer "Liebe" gibt, sind es eher ungemütliche). Die Frage, die mich besonders interessiert: Warum heisst das Buch im Original "Bill and Hillary" und auf Deutsch "Hillary und Bill"? Auch die Antwort auf diese Frage erschliesst sich mir nur vage.........

For my English-speaking readers: Why is the book of 1999 by American author Christopher Andersen about the Clinton couple, shown above in the picture, in English entitled "Bill and Hillary", in the German translation "Hillary und Bill"? Can anybody tell me?