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Dienstag, 16. Juni 2009

Farewell, little Amazon Bookshop. Closed the Shop Window until further notice.

I´ve closed my little Amazon bookshop until further notice. It´s not Amazon´s fault, but the feedback and validation system is flaw: as an Amazon bookseller, you can´t do anything against bad feedback, even if you´re totally sure the buyer is wrong and just wants to be nasty. There are besides many nice & fair bookbuyers freaks & bad people browsing the internet who abuse the anonymity of the cyberspace. Guess true lovers of rare & antiquarian books don´t buy at Amazon´s. And by the way: German buyers are not the friendliest in the world - being polite and friendly, Hoeflichkeit ß Freundlichkeit, are foreign words in this country; and those who are the least affluent and buy books for 50 Cents are the most avid critisizers. And Germans are first class bargain hunters, to sell antiquarian books at a good price is very, very difficult.

So I closed the shop window. Maybe I will re-open with genuine antiquarian and rare books in my own new antiquarian bookstore, let´s wait and see. Time for concentrating on writing I guess. Selling used and second-hand books of no value really sucks.

This blog will not be closed, but I´m planning a second one on different issues, more personal, and in English only. See u, guys! /Uih, I´ve changed into a twitteratus:-). Too much twittering changes your use of language.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Signed or inscribed? Youtube lectures on collecting rare books.

Erik Bosse (or is it Bosee? you should clarify that question, folks!) from Dallas, Texas, gives good advice for rare books sellers & collectors on the internet. Luv to watch him and listen to his interesting and well informing lectures. Tx, Erik! (to the other rare books "expert" trampling on my nerves in masses of youtube videos: looking at your extremely dirty and neglected fingernails you present in your videos isn´t a mere pleasure. What a calling card for a rare books seller! (and you talk to fast, Miss, sorry).

Erik´s family has been running an antiquarian bookstore in Dallas for more than 60 years, specializing on Americana, (South-)Western history and Texana (but not exclusively); it´s the oldest antiquarian book store in the Southwest of the United States: The Aldredge Book Store; since 2003 online only.

Watch Erik lecturing on signed and inscribed books:

Sonntag, 7. Juni 2009

Signierte Erstausgaben. Signed Modern First Editions, e.g. Luise Rinser: Gefängnistagebuch(Women´s Prison Journal)

On signed modern first editions and a prison journal by Luise Rinser. In German and in English (green). With a quotation from the journal in German (purple)

Rare bzw. antiquarische Bücher mit Original-Signatur des Autors, seltener auch des Übersetzers, manchmal auch des Schenkers (wenn es denn ein berühmter bzw. prominenter ist) nehmen innerhalb des antiquarischen Buchhandels eine besondere Stellung ein: sie sind vor allem bei Sammlern "ihres" Lieblingsautors heiss begehrt und können auch Zweit- oder Drittauflagen preismäßig in die Höhe schiessen lassen. Bei Erstausgaben, und dabei insbesondere der 1. Auflage des Buchs überhaupt, darf es dann durchaus auch einmal astronomisch sein; abhängig vom Markt- bzw. Sammlerwert des Autors.

Beispiel: eine signierte 1. Auflage der Erstausgabe von Stephen Kings Roman The Shining ist derzeit bei AbeBooks für mehr als 4400$
im Angebot; ein wie beschrieben erstklassiger Gesamtzustand vor allem auch des empfindlichen Schutzumschlags und die für den Sammler und King-Kenner reizvolle Tatsache, dass dies der erste Bestseller überhaupt des Horrormeisters aus Maine war, der nicht als Taschenbuch sondern als Hardcover zum Bestseller wurde, machen das Buch zum Sammler-Leckerbissen. Damit liegt Stephen King - bei noch lebenden Autoren, wenn sie nicht Superstars der Szene sind, nicht unüblich - preislich eher im unteren Mittelfeld; zum Vergleich: für eine signierte 1. Auflage der Erstausgabe von Ian Fleming´s James Bond-Roman Casino Royal mit sehr persönlicher Widmung an eine Bekannte verlangt die Manhattan Rare Books Company stolze
75.000$; eine signierte Erstausgabe von Hemingways Roman Death in the Afternoon schlägt immerhin noch mit 27.000$ zu Buche; rare, von Autorin Rowling signierte Harry Potter-Bände sind für um die 20.000$ am Markt.

Die Preise für signierte Erstausgaben schwanken und sinken mit absteigender Popularität des Autors; kein Mensch mag vorauszusehen, wieviel die von der Aufmachung her nicht gerade bibliophilen und vom literarischen Anspruch her eher dürftigen Romane von Fleming und Rowling in 60 Jahren noch wert sein werden. Noch haben die Autoren, der tote sowohl wie die lebende, Kultstatus, sind ihre Signaturen aus frühen Tagen heute Gold wert. Der Markt mit signierten (oder auch unsignierten, aber immer noch wertvollen) "Modern First Copies" (Literatur ab ca. zweite Hälfte 19. Jahrhundert bis heute) boomt vor allem in den USA, aber auch in Großbritannien. Im Internet bieten zahllose Spezialisten derlei Bücher an, mit Preisen angefangen bei um die 20$; das Jagen, Sammeln von und der Handel mit Erstausgaben mit Autogramm scheint eine Art Massensport geworden zu sein. Manche dieser Anbieter wirken wie billige Jakobe auf höherem Niveau. (Bitte selber recherchieren und sich schlau machen).

Einige der seriösen Anbieter versammeln sich auf der Plattform Biblio.com; sehr gefällt mir persönlich der Auftritt des in New York beheimateten Anbieters Manhattan Rare Books Company; die Firma an der 2nd Avenue ist spezialisiert auf Erstausgaben aus den Bereichen Moderne Literatur, Kunst, illustrierte Bücher, Geschichte, Reise, Naturwissenschaft und Technik einschliesslich Medizin, Kinderbücher und Amerikana, zumeist amerikanischer oder britischer Autoren; aber auch Literatur aus dem deutschsprachigen Kulturraum ist im Angebot: Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften (The Man without Qualities) wird in der englischen dreibändigen Erstausgabe für relativ bescheidene 1500$ angeboten: Erstausgaben von Übersetzungen "ihres" Autors in eine andere Sprache sind für Sammler oft der erschwingliche Einstieg in ihr nicht ganz billiges Hobby.

Auf der bereits erwähnten Plattform Biblio.com ist ein signiertes Buch der sehr ungewöhnlichen Art platziert: Harper Lees One-Hit-Wonder To Kill a Mocking Bird; die Erstausgabe in 6. Auflage, in nicht ganz einwandfreiem Zustand, trägt die Signaturen des männlichen Stars der Verfilmung dieses großen Südstaatenromans, Gregory Peck, sowie die von Harper Lee und von Regisseur Bob Muligan; 32.000$ verlangt ein Antiquar aus Alabama, wo der Roman spielt und wo die Autorin herstammt,
dafür, was etwas hochgegriffen erscheint. Bíslang entwickelt sich das Buch zum Ladenhüter, ging auch bei einer Auktion nicht weg.

Signierte Bücher auch bekannter Schriftsteller, die keine Erstausgaben sind, kommen in der Regel nur unwesentlich über den Preis eines unsignierten Exemplars hinaus; gleiches gilt umsomehr für die in reicher Zahl erhältlichen signierten Exemplare von "Ladenhütern" und vergriffenen Nicht-Sellern, deren Autoren auf Lesereisen fleissig signierte Bücher verkauften, die dennoch keinen Sammlerwert haben. Auf solche signierten Bücher - meist "ungelesen" und "wie neu" - stößt der Jäger antiquarischer Bücher gerne auch in Charity Shops oder bei mit Spenden angereicherten Bücherflohmärkten der Stadtbibliotheken. Selbst für klangvolle Autorennamen ausser den ganz grossen A-Liga-Spielern ist da selten mehr drin als um die 20 €, um für den deutschen Markt zu sprechen.

Kleines Beispiel aus meinem bescheidenen Bestand: das einstmals viel gelesene "Gefängnistagebuch", in zahllosen Auflagen erschienen, der 2002 mit 91 verstorbenen bayerisch-katholischen Autorin und Rebellin gegen die Konvention, Luise Rinser, aus ihrer mehrmonatigen Haftzeit bis Kriegsende. Die später berühmte Autorin war da 33, Witwe (der Ehemann fiel an der Ostfront) und Mutter zweier Söhne; zudem frisch vermählt in einer Scheinehe mit einem homosexuellen Freund, um diesen vor dem KZ zu retten.

Den optisch sehr ansprechenden Band kann ich realistisch eingeschätzt auch mit vorhandener Signatur - die Rinser galt als kommunikativ und las viel und gerne vor Publikum, signierte dementsprechend viel - nicht mehr als 18 € plus Versandkosten ansetzen, zumal es zwar die 1. Auflage einer neuen Ausgabe 1963 bei S. Fischer, aber halt nicht die eigentliche (und nur die zählt strenggenommen unter Sammlern) Erstausgabe 1946 aus dem Zinnen Verlag Kurt Desch München ist. Das Buch ist in sehr gutem Zustand ("fine") und besticht besonders durch den tadellos erhaltenen Schutzumschlag mit der minimalistischen Coverillustration (aquarellierte braune Gefängnisstäbe) von Ladstetter aus Hamburg. Die zierlich und mädchenhaft wirkende Signatur der Rinser mit schwarzem Kuli befindest sich auf dem Titelblatt. Bei Interesse bitte kurze Mail schicken. Foto kann auf Anfrage geschickt werden.

Als Taschenbuch wird Luise Rinsers Gefängnistagebuch derzeit bei Amazon in einer ziemlich reisserisch illustrierten Neuauflage für solide 6,90€ angeboten, was ok ist; und in der Gebraucht-Sektion für 0,1 Cent verramscht. Bibliophile Kenner werden da sicher eher nicht zugreifen. Das 0,1 Cent-Unwesen bei Amazon Marketplace gehört wohl mit zu den Dingen, die am meisten nerven. Da lässt sich nur mit en detail beschriebenen soliden Angeboten zum attraktiven, aber nicht peinlichen Preis gegenhalten. Und ich versichere: wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, dann funktioniert´s.

Aus der Sicht des Sammlers ist Luise Rinser "tot" (was sie biologisch seit sieben Jahren ist): sie war als Autorin äusserst produktiv, seit den 1950er Jahren für Jahrzehnte wegen des eingänglich-schlichten Stils bei gleichzeitig schillerndem Lebenswandel unter den A-Klasse-Autorinnen mit Anspruch eine der populärsten und erlebte mit ihren Büchern zahlreiche Auflagen und vielfältige Ausgaben bei mehreren Verlagen; da ihr das Gros der einst eifrigsten Leser allmählich biologisch nachfolgt, finden sich derzeit Luise-Rinser-Bücher im Überfluss, auch Erstausgaben, in Nachlässen und Haushaltsauflösungen. Gleichzeitig wird sie heute in Deutschland eigentlich gar nicht mehr gelesen und ist als Autorin unpopulär geworden; eine für den Sammlerwert verheerende Mischung.

Ein Schicksal, das die vor allem in den 1980ern mit Preisen überschüttete Rinser heute mit den Nobelpreisträgern Heinrich Böll und der ehemaligen Königin des "guten Buchs", der Amerikanerin Pearl S. Buck teilt (zumindest in Deutschland). Das Gefängnistagebuch habe ich jetzt noch einmal gelesen: es ist in einem atemberaubenden Tempo herunter geschrieben, liest sich teilweise schnodderig, wie Jugendsprache und dann wieder rührend naiv. Sehr borstig und ein bisschen garstig ist es auch, frech und frivol. So ganz anders als Rinsers so betuliche, dem Zeitgeist angepasste Erzählungen aus der Adenauerzeit, die heute zu recht vergessen sind. Die frühe Rinser, die gilt es mit Sicherheit wiederzuentdecken.

Beim Alibris Marktplatz findet sich die englische Übersetzung "A Woman´s Prison Journal"
mehrfach: 1987 waren eine britische und eine amerikanische Ausgabe erschienen (Rinser war zu der Zeit auf dem Höhepunkt ihrer internationalen Bekanntheit: nicht wegen ihrer Bücher, sondern wegen umstrittener politischer und erotischer - u.a. mit einem Abt und einem hochrangigen Priester im Vatikan - Kapriolen; danach wurde es still um sie). Seriöser Preis für eine - unsignierte - amerikanische oder britische Erstausgabe dürfte so um die 25$ sein. Einen Eintrag in der englischen Wikipedia hat Luise Rinser übrigens nicht, auch keine in der Sprache ihrer langjährigen Wahlheimat Italien, allerdings einen französischen.

Achtung: Anbieter antiquarischer Bücher spielen im Internet nicht immer mit offenen Karten: "1. Auflage" heisst nicht unbedingt "Erstausgabe": es könnte sich wie in diesem Fall auch um die 1. Auflage einer bestimmten, späteren Ausgabe handeln; bei besonders populären, häufig neu herausgegebenen Büchern sind oft unübersichtlich viele und verschiedene Ausgaben, teilweise in unterschiedlichen Verlagen, die Regel. Umgekehrt ist nicht jeder Band aus der Erstausgabe auch gleichzeitig der besonders wertvollen 1. Auflage dieser Erstausgabe zugehörig, manchmal ist es eine höhere (die tatsächliche 1. Auflage einer Erstausgabe zu identifizieren ist nicht ganz einfach).

Empfehlen möchte ich diesen optisch und vom Erhaltungszustand her sehr schönen Band auf jeden Fall. Wer sich mit der leicht quasselstrippigen und zur Selbstgerechtigkeit neigenden Art der Rinser anfreunden kann (und ich tue es nach Jahren der Abwehr gerade), dem sei dieser durchaus erstaunliche, gelegentlich sogar von schwarzem Humor angehauchte Einblick in den Alltag eines Nazi-Gefängnisses in Bayern - ob bei der sprichwörtlichen blühenden Fantasie der Autorin wirklich alles so passiert ist, dahingestellt - durchaus empfohlen. Auch als Einstieg für das Sammeln signierter Bücher. Thematisch kann ja auch gesammelt werden: etwa unter den Labeln "Tagebücher". "Gefängnisliteratur" etc.. Einfach mal anfangen mit dem Büchersammeln auf höherem Niveau, in diesen unschönen Zeiten meiner Meinung nach ein besonders ergiebiges, befriedigendes und echte Werte vermittelndes Tun.

English summary

Signed and inscribed books (with a dedication) are a special and blooming department in rare books business. Signed first editions can be extremely expensive - depending on the author´s collector´s value. In the German text above dealing with signed first edition issues I give some examples for high price signed first edition first printing copies by Stephen King, Ian Fleming, Ernest Hemingway, Joan K. Rowling. Following the colored names in the German text, you can click the matching link leading you to the book offer (not mine, of course). The price of a signed first edition depends on collector´s value and on condition (fine, very good, good, fair). Hunting, collecting, buying and selling signed modern first editions, in the US and in the UK is far more popular than in Germany where it is more of a niche collecting business. Lots of American and British companies offer signed modern first editions only, most of them online; seems to be kind of a high class hobby or an attractive investment business for many. Who is in need of more information should browse the internet.

Alibris offers an abundant supply of rare and extremely rare books and modern first editions and supplies the aspiring collector with some
good advice. Biblio.com online marketplace does the same: if you happen to have $32.000 to spend you should keep an eye on a special 6th printing of the first edition of a famous American one-hit-wonder in modern literature:
To kill a mocking Bird by Harper Lee, to many of us known through the movie based on it; the precious copy in question was signed by the author and by the director and the leading man of the film: Bob Muligan and Gregory Peck.

Another good adress for signed modern first editions is
The Manhattan Rare Books Company. Among many interesting copies (literature and arts, illustrated books, Americana, science etc.) of mostly British and American authors, they offer an English translation of a book originally written in German by an Austrian author: Robert Musil. The Man without Qualities, 3 volumes, first English edition (click the matching link in the German text) for $1.500. As experts advise, buying first editions of translations of a beloved and collectible author is a affordable way to start collecting.

Signed copies of non-first editions, even of famous authors, are not that expensive; if the book was written by an author who ist not an icon in the literary world, the "signed" or/and "first edition" -status doesn´t make any difference regarding the price. The value of a signed modern first edition depends on the author´s status in the book collecting world. And it can fall or rise, if the status changes. Buying and collecting signed high price first editions is an investment business (besides the joy of having the books at home, of course).

I offer from my inventory a not that rare but fine copy of a signed not first but special edition of a memoir/journal by German novelist
Luise Rinser: Gefängnistagebuch (A Woman´s Prison Journal), S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1963 (Copyright Zinnen Verlag Kurt Desch München 1946), first printing, signed by the author on the endpaper. Price: $18. The book is based on a journal Luise Rinser secretly wrote in a Bavarian Nazi women´s prison were she had to stay for several months in 1944/45 because of the devoted Catholic´s critisizing the Nazi regime in public (though for a short time sympathizing with the Nazi party herself). The book is in an exquisite vintage condition and totally flawless, dustwrapper included (with a fine minimalistic colored illustration showing bare brown bars on the front cover), not clipped, bumped, stained or damaged.

About the author: Luise Rinser, who spent the last decades of her life near Rome, from the 1950s to the late 1980s was a highly esteemed author in Germany, awarded with many prizes, her books printed in a huge number in many different editions by different publishers. No she´s almost forgotten. Will say, even a signed first edition - and this is not a first edition- wouldn´t support the seller with a fortune. And as the author in her active years liked to lecture, toured the country and signed many, many copies of her books, you find those signed copies in many, many used bookshops, at library and garage sales, on charity shop bookshelves and so on. Her once avid readers follow their idol´s biological track and their offspring read books by other authors.

We had to read Luise Rinser at school as an example for the "good" and anti-Nazi Catholic German; in the 1980s the Catholic moralist felt sympathy for the North Corean communists, became an anti-war and pro-abortion activist and kind of a mature enfant terrible of the literary scene. Her long liaisons with two high-ranking Catholic priests and a Corean musician were talk of the country. In the 1990s she slowly vanished from the scene and stayed as a recluse near Rome, where she had been living for decades. Back home to her native Bavaria, Luise Rinser, "the thorn in the side of the Catholic Church" (The Independant in his
obituary 2002) died near Munich at age 91. An English translation of her prison journal was published late: 1987 as first English edition. Available via
Alibris, an American edition followed the same year.

I confess, I discovered Luise Rinser again, especially the young, aspiring writer of the prison journal: when she was incarcerated, she was 33, widowed with a dead husband killed in action on the eastern front, mother of two and married to a homosexual friend to save him from the camps. The language is rapid, like youth language, the story told almost in an attitude of black humour. Bold and sentimental, kind of naive, too, then witty and full of emotions at the same time. Luise Rinser was free when war was over. She started a new life and a career.

Quotation (Textauszug). No translation given. Luise Rinser, Gefängnistagebuch, 26. November 1944:

"Sonntags. Vormittags mussten wir zwei Lastautos mit Schuhen abladen. Die Schuhe waren irgendwann gesammelt worden, für die Soldaten oder was weiss ich. Jedenfalls sollten sie zu neuen Rohstoffen verarbeitet werden. Sie waren zugeschneit und gefroren. Es war eine unangenehme Arbeit. Aber wir hatten unser Vergnügen dabei. Es waren viele Hunderte von Paaren: Hausschuhe, Turnschuhe, Kinderschuhe, Ballschuhe, Hochzeitsschuhe. Lauter Fetzen und Lumpen. Viele klauten sich die besten heraus und steckten sie unter die Jacke. Sie wollten sie als Hausschuhe benützen. Ich begann die hübschesten Tanzschuhe auszusuchen und anzuprobieren. Fräulein H., der Gefängnisdackel, war guter Laune und ließ uns eine Weile gewähren. Wir stellten alle Tanzschuhe auf einen verschneiten Mauervorsprung; goldene, silberne, brokatene, seidene, alle mit schiefen Absätzen, abgerissenen Schnallen, großen Löchern. Durchgetanzt. Ein sonderbares Bild, mitten im Gefängnishof diese zerlumpte, heruntergekommene Pracht. Wie im Märchen."

Sonntag, 31. Mai 2009

Steiler Sinkflug für Amerikas Buchhandel, Grosser Bahnhof für arabische Verleger und ein Fest für Darwin in London: Buchmessen New York und London.

Article in German about concluded BEA Book Expo America & upcoming London Antiquarian Bookfair. Who´se in need of an English translation shouldn´t hesitate to contact me via email. thank you.

In New York ist soeben die diesjährige BEA, die amerikanische Büchermesse Book Expo America, zuende gegangen. Die versammelte US-Buchindustrie machte einen deprimierten Eindruck, so amerikanische Medien. Mal gerade eben 1.500 Aussteller bzw. Verlage - erschreckend wenig für das Riesenland USA inkl. Gastnationen - und gut 500 präsentierte Autoren, dazu Buchhändler, Literaturagenten und akkreditierte Journalisten hatten sich am Hudson versammelt: diesmal nicht, wie in den Vorjahren noch üblich, zu opulenten Dinnern mit Menüfolgen, sondern schlicht zu Cocktails. Um rund 47 Prozent seien die Anmeldungen von amerikanischen Verlagen zurückgegangen, so ein Sprecher; die Giganten wie HarperCollins und Simon & Schuster waren allerdings wie immer standhaft und pflichtbewusst an Bord. Im Gegensatz zum munter florierenden Handel mit E-Books und Audio-Books sei der Absatz des auf Papier gedruckten Buchs im rapiden Sinkflug begriffen.

Und so nimmt es nicht wunder, dass Kindle und Konsorten, in der Vergangenheit von den bibliophilen Machern naserümpfend in Seitengängen der Ausstellungsgeländes versteckt, diesmal im Haupt-Showroom wie das Allerheiligste präsentiert wurden. Nach den Erhebungen des amerikanischen Datendienstleisters für die Buchindustrie, Nielsen BookScan, sind die üblichen Verdächtigen, der unverwüstliche Harry Potter von Miss Rowling und der Kirchenwahnkitsch aus der Feder eines gewissen Dan Brown, weiterhin marktbeherrschend und konnten den Karren noch einmal aus dem Dreck ziehen; wie lange noch?

Grosse, international bekannte Autorennamen fehlten auf der diesjährigen BEA; Langweiler aus dem Ressort Blümchen- und Wellnessautoren beherrschten die Szenerie: damit lässt sich vermutlich in ländlichen Regionen vor allem bei weiblichen Lesern noch richtig gut Absatz machen. Von besonderem Interesse soll auch der geballte Auftritt am westlichen Markt operierender arbischer Verleger vorrangig aus Ägypten, aber auch aus dem Irak, dem Libanon und Abu Dabi gewesen sein; das arabische Emirat Abu Dabi, wo auch der Präsident des arabischen Verlegerverbandes sein Büro hat, ist alljährlicher Austragungsort einer international ausgerichteten, an Zuspruch wachsenden und sehr erfolgreichen Buchmesse, die in diesem Jahr auch mit deutscher Beteiligung im Land deer Ölmilliardäre bereits im März glanzvoll über die Bühne ging; Tendenz steigend und inzwischen auch mit angeschlossener Antiquariatsmesse. Kommt das Heil für den kranken Mann im Buchregal aus dem Morgenland? Sieht fast danach aus.

Während die NeuBuchmessen ausser den arabischen und vielleicht noch asiatischen schrumpfen, expandieren die internationalen Antiquariatsmessen. Zumindest nach eigenem Bekunden die anstehende in London. Die besticht vor allem durch einen phantasievoll gestalteten Webauftritt. Rund 160 akkreditierte Antiquare, Vertreter von Fachzeitschriften und allgemeiner Presse, Standesorganisationen, Dienstleistern und Zulieferern wie Buchbindern werden sich vom 4. bis 6. Juni im Olympiaturm an der quirligen Hammersmith Road im Herzen von London ein berufliches Stelldichein geben. Für eine Antiquariatsmesse ist das viel. Die traditionsreiche Messe in der Mutterstadt des Handels mit antiquarischen Büchern überhaupt steht heuer ganz im Zeichen von Charles Darwin: dessen 200ster Geburtstag und gleichzeitig 150ster Erscheinungstag seines Hauptwerk zur Entstehung der Arten wird in diesem Jahr nicht nur an der Themse mit allen Ehren begangen.

Rare und sehr gut erhaltene Originalausgaben von Darwins Werken sowie Original-Quellen stehen bei finanzstarken Sammlern extrem hoch im Kurs: so steht bei AbeBooks ein original handgeschriebener und signierter Brief des Vaters der Evolutionslehre aus dem Jahr 1876 für immerhin 12.500$ (in Euro sind es etwas weniger) zum Verkauf; rare Originalausgaben seines Hauptwerks On the Origin of Species sind für um die 100.000 englische Pfund am Markt (hier sind es in Euro sogar noch etwas mehr).

Schirmherr in London ist aus gegebenem Anlass der Journalist und Historiker Andrew Marr, ehemaliger Herausgeber des linksliberalen Independent und eine Art hochkarätigerer Guido Knopp der britischen BBC: für den Sender hat er im Rahmen einer Reihe zur britischen Geschichte auch Beiträge zu Charles Darwin verfasst. Auch der Wiener Antiquar Norbert Donhofer, Vorsitzender des Verbandes österreichischer Antiquare, ist in London prominent vertreten und wird auf der offiziellen Website der Antiquariatsmesse exponiert vorgestellt: mit einem Buch, wie die Briten mit dem für sie typischen schwarzen Humor süffisant anmerken, das hervorragend zur gegenwärtigen Wirtschaftskrise passe: Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations; ein Klassiker.

Norbert Donhofer erläutert auf seiner übrigens sehr ansprechend und persönlich gestalteten Website anschaulich, für welche Art rarer Bücher er anspruchsvolle Kundschaft vorrangig sucht und findet: Naturwissenschaften und Illustrata gehören neben österreichischen Regionalia ebenso dazu wie Psychoanalyse und Musik und die besonders sinnlichen und daher heiss begehrten Autographen und Manuskripte. Und, wie´s scheint, der immergrüne "Moralapostel des Eigennutzes" (laut Manager-Magazin) Adam Smith.

Das Antiquariat Donhofer liebt es zwar klassisch, ist aber dem Internet durchaus nicht feindlich gesinnt: auch bei AbeBooks haben die Wiener längst eine eigene Homepage; und bieten dort durchaus auch solide Bücher zur Geschichte der Fotografie für 12 bzw. 22 Euro an; was sie noch sympathischer macht. Viel Erfolg auf der London Antiquarian Book Fair!

Sonntag, 17. Mai 2009

Von Bookstore Tourism bis zu Science Fiction für Hollywood. Interessantes aus der Welt des Buchhandels, nicht nur antiquarisch.

Auf Deutsch: hier wieder ein paar interessante Links aus dem Themenkreis dieses Blogs:

1. Bei AbeBooks präsentiert ein existenzgründungsbewegter Bücherwurm eine interessante Geschäftsidee: Buchhandlungs-Tourismus (ich weiss, klingt irgendwie unschön, aber ein griffigeres Wort kommt mir nicht in den Sinn), auf Englisch geschmeidiger "bookstore tourism"; ein
Projekt des Amerikaners Larry Portzline aus Harrisburg, Hauptstadt von Pennsylvania: der sozusagen berufsmäßige Bücherwurm - professioneller Buchhändler oder Reiseunternehmer ist er nicht - , der auch in die Organisation literarischer Veranstaltungen involviert ist, hat so eine Art alternativen Tourismus im Auge und will Bücherwürmer, Literaturfreunde, Bibliothekare auf Betriebsausflug, Schulklassen etc. in kleinen oder größeren Gruppen mit Bussen zu den unabhängigen kleinen Buchläden der näheren und weiteren Umgebung transportieren, am liebsten USA-weit vernetzt.

Der studierte Geisteswissenschaftler, der sich selber der
"Graswurzelbewegung" (in den USA von der Wortbedeutung her nicht ganz so links-anarchistisch besetzt wie in Deutschland) zurechnet, hat über seine Unternehmensidee Bücher geschrieben und diverse Blogs und Auftritte in sozialen Internet-Netzwerken auf die Beine gestellt; das kann man sich alles von dem oben verlinkten AbeBooks-Feature aus zu Gemüte führen, daher verlinke ich das hier nicht weiter. Ganz so richtig "in trockenen Tüchern" scheint die an sich originelle Idee noch nicht zu sein: das Blog wirkt leicht eingeschlafen, der FaceBook-Auftritt ist beendet und irgendwie scheint aus der Sache die Luft raus zu sein. Ganz unriskant scheint sie in Zeiten des allgemeinen Buchhandlungen-Sterbens nicht zu sein. Für amerikanische Verhältnisse kann ich natürlich nicht sprechen, und das Angebot dort an kleinen, feinen und auch schrägen, eigensinnigen Buchläden selbst im Hinterwald ist nach wie vor beachtlich; beachtlicher zumindest als im eher betulichen Bücherland Deutschland. Doch die Zahl der kleinen, unabhängigen Buchläden ist auch in den USA spürbar geschrumpft.

Die Idee an sich hat was, zumal Larry Portzline es nicht bei den Buchläden bewenden lässt und die Buchwurmtouris in den angesteuerten Städten auch zu "literarischen Orten" (Schauplätze von Romanen, Geburtsorte und Wirkungsstätten von Schriftstellern, sehenswerte Bibliotheken, falls vorhanden etc..) führen will. Im kleineren Rahmen durchaus auch auf deutsche Verhältnisse übertragbar. Den Vorschlag, einfach mal Freunde und Bekannte zusammenzutrommeln und im Nachbarort auf Bücherladenreise zu gehen, finde ich zumindest sehr charmant. Wenn auch aus dem großen Hype nichts werden sollte.

2. Wer im Netz nach Literatur aus dem hohen Norden recherchieren will und bislang Schwierigkeiten hatte, seltenen schwedischen oder finnischen Werken im Original auf die Spur zu kommen, dem kann geholfen werden: mit
antikvariat.net: seit zehn Jahren stellt die skandinavische Sektion der ILAB (Int. League of Antiquarian Booksellers) den gesamten Warenbestand seiner Mitglieder wochenaktuell (immer montags mit ca. 10.000 neuen Titeln upgedated) zum online-Verkauf ins Netz; Verkehrsprache ist Englisch, umschaltbar in alle teilnehmenden Landessprachen (die nützlichen Fachbegriffe aus der Welt des Büchersammelns gibt´s leider nur auf Schwedisch). Federführende Gründernationen sind Schweden und Dänemark, Finnland und Norwegen schlossen sich später an (Island ist nicht aufgelistet).

Insgesamt nehmen 98 Antiquriate mit mehr als 1.500.000 Angeboten teil. Feinsuche nach Ländern, für Dänemark sogar nach gesonderten Angeboten in Kopenhagen und Aarhus, sowie gezielt bei den jeweiligen Migliedsunternehmen ist möglich, ebenso nach Jahrhunderten bis zurück ins 14.; Preisangabe wahlweise in jeder der skandinavischen Landeswährungen, US-Dollar, Euro oder japanischen Yen möglich. Bestellt werden kann direkt über die Datenbank. Ein Angebot, das durch Klarheit und Beschränkung auf das Wesentliche ohne viel Schnickschnack und unter Verzicht auf (Eigen-)Werbung (selbst die farbigen Darstellungen der Buchcover lassen sich auf Wunsch per Klick entfernen) besticht; Vorbildcharakter.

3. Eine der charmantesten und vom Anspruch her engagiertesten Buchhandlungen Deutschlands findet sich im Ruhrgebiet, und zwar in seinem schönsten und untypischsten Zipfel in Richtung Rheinland, im altehrwürdig-idyllischen
Werden: die Kinderbuchhandlung Schmitz junior, ein Ableger der gleichnamigen Stadtteilbuchhandlung. Auf 250 Quadratmetern einer ehemaligen alten Druckerei machen sich Vollsortiment, Schnäppchen und allerlei Überraschungen breit, eine Räuberhöhle, ein Kinderkaufladen und eine funktionstüchtige alte Heidelberger Einfarben Druckmaschine, die so aussieht; 7000 eingetragene Mitglieder zählt laut Website der hauseigene Kinderclub; Junioren ohne Eltern, heisst es, sind als Gäste sehr gerne gesehen, auch bei Lesungen, Vorlesestunden und Workshops. Für soviel Engagement gab´s von einer Fachzeitschrift 2005 die Auszeichnung als "Buchhandlung des Jahres" in der Kategorie Spezialbuchhandlung. Eine Zierde für meine Geburtsstadt Essen, die ja wahrlich nicht arm an ausgefallenen Buchhandlungen ist (davon später einmal mehr).

4. Nicht Kinder, sondern Hollywoodstars als Kunden haben der Amerikaner David Aronovitz und seine Frau Nancy aus Michigan: seit fast 35 Jahren betreiben die zwei auf einem abgelegenen Farmhaus irgendwo im ländlichen Nirgendwo weit draussen vor den Toren der Autostadt Detroit ein kleines Antiquariat mit erstklassigem Ruf: The Fine Books Company. Was als Hobby begann, wurde zum kleinen Spezialunternehmen vornehmlich für seltene bis extrem seltene Erstausgaben von SF-Literatur der Crème amerikanischer und britischer Autoren: mit Hollywood unter den Stammkunden, immerhin auch Tom Cruise. Studios bestellen bei Aronovitz seltene Erstausgaben als Geschenk für ihre Stars, Produzenten oder Regisseure. Gerühmt werden vor allem neben Aronovitz´ antiquarischer Seriosität und Sorgfalt seine profunden Kenntnisse vor allem der Science Fiction-Literatur und ihrer sehr speziellen Szene: ein Liebhaber und Amateur im wahrsten Sinne des Wortes wurde zum spezialisierten Vollprofi; weitere Schwerpunkte sind Kinder- und Kriminalliteratur.

Wenn man den online einsehbaren spannenden aktuellen Sf-Katalog von Fine Books Company studiert, erkennt man rasch, das ist nicht nur die übliche Lobhudelei der Lokalpresse: die kleinen, aber sehr sorgfältigen Beschreibungen der aufgelisteten Bücher gehen immer auch mit ein, zwei Sätzen auf den literaturgeschichtlichen Stellenwert des Buches ein; eine kleine Zeitreise durch die Welt der Science Fiction. Eingestimmt von Boris Karloff kann der Interessierte hier stöbern und neben teuren Sammlerstücken durchaus auch ein Schnäppchen für rund 18$ machen. Die besondere Liebe des Lesers, der zum Sammler und dann Händler von Sf-Literatur wurde, gehört Altmeister Robert A. Heinlein, aus dessen Oeuvre Aronovitz zahlreiche z.T. signierte Erstausgaben besitzt.

Neuen Herausforderungen im Internet-Zeitalter muss sich auch dieser erfolgreiche Spezial-Antiquar stellen: seit Jahren arbeitet er eng mit AbeBooks zusammen; und er nimmt die Widrigkeiten im Preisduell mit Hobby-"Wohnzimmerantiquaren" gelassen und mit Humor: immerhin biete sich ihm jetzt die nie geahnte Möglichkeit, Bücher bis nach Singapur und in den Sudan zu verkaufen. Seine Nische auf dem platten Land bei Detroit wird dieser Antiquar alter Schule noch lange besetzt halten können.

Samstag, 9. Mai 2009

Von der Book Town zum Bücherdorf. Was in Deutschland nicht läuft, hat andernorts - noch - seine gutbesuchte Nische. Eine Erkundung

Auf Deutsch: Heute Interessantes zum Thema "Bücherstadt":

Seit etwas mehr als 45 Jahren gibt es in Europa und Nordamerika sogenannte Bücherstädte oder book towns: meist eher ländlich abseits der Metropolen gelegene, touristisch nicht unattraktive Gemeinden, die sich dem antiquarischen Buchverkauf verschrieben haben: heimelige Antiquariate mit kuscheligem Wohlfühlambiente in landschaftlich reizvoller Gegend sollten, so die Idee, den touristischen Bücherwurm anlocken und gleichzeitig den Fremdenverkehr ankurbeln; die erste, bis heute bestehende Bücherstadt diesen Zuschnitts entstand 1961 in Großbritannien, dem Mutterland des antiquarischen Bucherhandels: an der englisch-walisischen Grenze im idyllischen Hay-on-Wye.

Weitere bekannte Bücherstädte sind Wigtown im südwestlichen Schottland, das putzmuntere Bredevoort im niederländischen Gelderland nicht weit von der deutschen Grenze; das nicht ganz so pittoreske, dafür französisch-charmant daher kommende ("auf der Suche nach dem verlorenen Buch";-)) Fontenoy-la-joute im industriell geprägten Lothringen; das wie einem Roman der Brontes entsprungene, an Liebreiz kaum zu toppende Sedbergh mitten im Nationalpark von Yorkshire; die allererste Bücherstadt auf europäischem Festland und durch eine unfassbar dilettantisch gemachte Website bestechende südbelgische Redu an der Grenze zu Luxemburg; und jenseits des Grossen Teichs Stillwater in Minnesota, nach eigenen Angaben erste Bücherstadt in Nordamerika überhaupt; und - mein heimlicher Liebling - das urige und ruehrige antiquarische Treiben in der ehemaligen kalifornischen Goldgräberstadt Nevada City nördlich von San Francisco.

Alle diese Bücherstädte oder -dörfer haben eines gemeinsam: die Mitgliedschaft im internationalen Book Town Movement; neben den genannten sind Bücherstädte in Norwegen und Finnland, Kanada und Australien, der Schweiz und - ganz frisch dabei - in Malaysia (auf der Touristeninsel Langkawi) aufgelistet; und natürlich in Deutschland. In Österreich, Süd- sowie Osteuropa gibt es bemerkenswerterweise keine Bücherstädte.

Deutschland ist mit zwei eher kleineren "Bücherdörfern" in den neuen Bundesländern vertreten: Wünsdorf bei Zossen in Brandenburg und - noch winziger und abgelegener - Mühlbeck-Friedersdorf im Landkreis Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Überregional bekannt sind sie - vorsichtig ausgedrückt - eher weniger.

Über die Ortsgrenzen hinaus noch unbekannter, da offenbar nicht Mitglied im offiziellen Booktown Movement, ist das kleine Langenberg, ein Stadtteil von Velbert im Niederbergischen bei Wuppertal: der Webauftritt ist immerhin ansprechend und informativ gestaltet; organisiert wird das antiquarische Treiben in dem ehemaligen Tuchmacher-Örtchen mit den schiefergedeckten Häusern, auf halbem Weg zwischen Ruhrgebiet und der Metropole Köln, von ehrenamtlich engagierten Bürgern sowie der evangelischen Kirche. So richtig in Schwung gekommen ist das Projekt seit seiner Gründung vor ein paar Jahren bis heute nicht: ganze 8 Antiquariate, davon nicht alle Vollprofis, haben sich bislang entlang der kopfsteingepflasterten Strassen und Gässchen etablieren können; angedacht war mal Ehrgeizigeres......

Wenn man die Webauftritte der drei deutschen Bücherdörflein, die in Deutschland ausserhalb der jeweiligen Region kaum jemand kennt, richtig deuten mag, zieht das behäbig und verschlafen wirkende nordrheinwestfälische Langenberg eher ältere Bücherwürmer aus der näheren Umgebung an, Mühlbeck-Friedersdorf hält es mit der Esoterik und mit den Romanen der Zukunft (weist aber auf der Website auf längst nicht mehr aktuelle Termine in der Vergangenheit hin), während das sich noch am engagiertesten und lebendigsten gebende Wünsdorf sich immerhin den Forderungen des Tages stellt und aktuell zu einer Veranstaltung lädt: "Das elektronische Buch - das Ende der Bücherstadt Wünsdorf?" Vortragender und Diskussionsleiter in Personalunion dieser Veranstaltung ausgerechnet in der Gutenbergstraße ist Ralph Patzig von Libri GmbH (Eintritt 5 Euro, Beginn am 28.05. um 20 Uhr); Näheres ist der Website zu entnehmen. Libri ist ein deutscher Barsortimenter aus dem Norddeutschen, der u.a. - teilweise - vor allem logistisch mit Amazon zusammenarbeitet und zum Tschibo-Konzern gehört; die Diskussionen im beschaulichen Wünsdorf dürften lebhaft werden. Dass das brandenburgische Bücherdorf die touristischen Weichen längst woanders stellt, lässt sich unschwer der Website entnehmen.

Hat die Idee der Bücherstädte, dieses charmant-verschrobene Modell für einen etwas anderen Tourismus, überhaupt noch eine Chance in der Zukunft? Dass sich die - zwei offiziellen und eine selbstgestrickte - drei deutschen Book Towns (wenig genug sind es) trotz ihrer Lage in direkten Einzugsbereichen dreier bedeutender deutscher Buch-Metropolen - Berlin, Leipzig und Köln - so wenig im Bewusstsein der lesenden und büchersammelnden Allgemeinheit etablieren konnten, legt den Folgeschluss nahe: in deutschen Bücherlanden ist die Büchertadt ein ziemlich hoffnungsloses Auslaufmodell, dass nie so richtig vom Band ging. Heute scheint der Zug dafür endgültig abgefahren, auch im traditionell bücheraffineren Osten der Republik. Dass mag man schade finden, aber ist wohl nicht zu ändern. Für das Buchobjekt seiner Begierde reist der Sammler nicht mehr kilometerweit in ein langweiliges Provinznest (wo er das Begehrte dann noch nicht einmal vorfindet), sondern surft danach gemütlich zu Hause im Internet.

Im literaturverrückten Schottland, wo finanzkräftige Sponsoren, ein landesweit gerühmtes Poetik-Festival, eine große lokale Buchmesse und vielerlei kulturelle Attraktionen vor allem auch junge Bücherfreunde aus ganz Grossbritannien Sommer für Sommer anlocken, mag das - noch? - anders sein: immerhin lesen in der "nationalen schottischen Bücherstadt" Wigtown auch literarische Schwergewichte wie die vielgerühmte A.L. Kennedy aus ihren Werken; das zieht, zumindest für ein paar Tage im Jahr, die buchkaufenden Massen an. Von derlei hochkarätiger Unterstützung können die drei deutschen Bücherdörfer nur träumen.

Mein persönlicher Tipp für eine sehr spezielle Buchmesse: die Bücherstadt Nevada City in Kalifornien lädt am 15. Mai zur 9. Gold Rush Bookfair auf dem Messeglände des Nevada County in Grass Valley. Vor allem Freunde von Americana, seltenen Schätzchen zur Geschichte des Westens und der Indianerkriege dürften hier voll auf ihre Kosten kommen. Getreu dem Motto der Veranstalter: "It´s like browsing in a great old bookshop!"

Nevada City, das mit dem angrenzenden Grass Valley eine Art Doppelstadt bildet, ist die bücher- und literaturverrückteste Kleinstadt in Kalifornien, vermutlich der gesamten USA: der Stadtrat verdreifachte trotz drückender Finanzsorgen vor ein paar Jahren das Budget für die Stadtbibliothek, das Lokalblättchen leistet sich eine umfangreiche Literaturseite und sogar ein ganz dem Buch und der Literatur verschriebenes Radioprogramm namens Booktwon geht über den lokalen Sender in den Äther. Zahlreiche Schriftsteller und Uniprofessoren, viele aus den näheren Universitätsstädten wie San Francisco hierher aufs geruhsame Land gezogen, bildende Künstler und immerhin stolze 23 Buchhändler - vom Großantiquariat mit über 300.000 Bänden (das größte in ganz Kalifornien, ist zu lesen) bis hin zur Händlerkooperative und zum einzelkämpfenden Wohnzimmer- und Internetbuchverkäufer - beherbergt die 15.000 Einwohner-Gemeinde am Fuß der Sierra Nevada. Ein Eldorado für Bücherfreunde: so gibt es in den größeren Läden Sonderabteilungen nur für Bücher zum Thema Puppenspiel, Wappenkunde und Burgen, Kinderbücher und Americana sowie - Spezialität des Ortes - rare Editionen der Werke Mark Twains.

Die Antiquare und Buchhändler vor Ort gehören keinen Ketten an, bilden lokale Kooperativen, verfassen regelmäßig einen gemeinsamen Newsletter und helfen sich bei Kundensonderwünschen gegenseitig aus. Die bekannte Kolumnistin des San Francisco Chronicle, Adair Lara, hat über die schräge Bücherstadt am Fuß der blauen Berge mit ihrer starken Solidargemeinschaft von Händlern, Kommune und Käufern einen sehr schönen Artikel verfasst: der ist zwar schon drei Jahre alt, wird aber noch der Realität von 2009 in etwa entsprechen; unbedingt lesenswert, jedenfalls lässt der Abgleich mit der Website den Schluss zu. Das so etwas überhaupt noch möglich ist, überrascht und rührt. Also, wer jetzt zufällig in der Gegend ist: auf nach Nevada City und schwelgen! Wie lange noch?

Montag, 4. Mai 2009

Hochpreisiges bei AbeBooks, Godlfunde in Edinburgh und der letzte Band in Kassel. Handel mit Büchern online, klassisch und querbeet. Ein Streifzug.

Auf Deutsch: heute wieder ein paar lesenwerte Links:

Das ursprünglich in Kanada beheimatete Online-Marktplatzangebot für gebrauchte, antiquarische und rare (auch neue) Bücher, AbeBooks, hat ein liebevoll und engagiert gestaltetes Blog von großer Themenvielfalt, das nicht nur den AbeBooks-Kunden interessiert. Da nicht alle dort verfassten Beiträge für Leser ausserhalb des angloamerikanischen Buch- und Lesekulturkreises spannend sind, liste ich dieses Reading Copy Book Blog nicht in meiner Blogrolle, sondern ganz unten auf der Seite in der Linkliste. Interessant auch für internationale Leser ist die Präsentation der spektakulärsten AbeBooks-Verkäufe im Monat April 2009:

Spitzenreiter ist ein Klassiker des nordamerikanischen schwul-lesbischen Literaturkanons: Imre: A Memorandum, die Geschichter einer Liebe unter Männern in Romanform. Beachtliche 12000$ brachte die rare, im Privatdruck erschienene Erstausgabe aus dem Jahr 1906, dem Anbieter ein. Der Autor, Edward Irenäus Prime-Stevenson, der unter dem nom de plume Xavier Mayne schrieb, gilt bis heute unter amerikanischen homosexuellen Literaturfreunden als Ikone und wird geschätzt wegen seiner einfühlsamen und sensiblen Schilderung einer im k.u.k.- Ungarn angesiedelten Liebesgeschichte unter Männern; der Roman wird bis heute in neuen Ausgaben gedruckt und ist u.a. bei AbeBooks und bei Amazon zu erschwinglichen Preisen (unter 20$) erhältlich. Prime-Stevenson, über dessen weiteres literarisches Wirken sonst wenig bekannt ist, starb 1942 mit Anfang 80 in seiner Wahlheimat im schweizerischen Lausanne.

Interessant auch ein Blick auf die Top Ten der am teuersten verkauften Bücher bei AbeBook im vergangenen Monat insgesamt: zu nennen wären u.a. eine Erstausgabe von William Faulkners Roman Sartoris aus dem Jahr 1929 (5000$) und eine 24bändige Biografie Winston Churchills (über 5000$) in einer Auflage aus jüngerer Zeit sowie seltene Erstausgaben aus den Bereichen Militärgeschichte, Physik und Botanik sowie das Werk eines islamischen Rechtsgelehrten aus dem 13. Jahrhundert (brachte trotz fehlender erster Blätter immerhin noch 4000$). Unter den hochkarätigsten Verkäufen im gesamten Jahr 2008 findet sich auch eine Erstausgabe einer englischen Übersetzung von Grimms Märchen für immerhin 11000$; hier die gesamte Liste; auch eine originale Schreibmaschine von George Bernard Shaw gehört dazu: für knapp unter 8000$ fand sich ein kauffreudiger Fan des irischen Autors.

Das meiste Geld bringen allerdings nach wie vor von der Autorin handsignierte Erstausgaben der Harry Potter-Bände aus der Feder von Joan K. Rowling; natürlich nur im englischen Original.

Eine sehr schöne, laufend aktualisierte Seite, die sich ausschließlich dem raren Buch, seinem Sammeln und seinem Kauf und Verkauf widmet, betreibt Lee Jay Stoltzfuß: Rare Book News; Der Herausgeber ist Antiquar in Pennsylvania und betreibt auch eine wunderschöne und äußerst spannende Seite zur Geschichte der Buchdruckerkunst in seinem Heimatcounty: The Black Art. A History of Printing in Lancaster County, PA..

Die täglich aktualisierten Rare Book News bieten neben feuilletonistisch aufbereiteten, auch den Laien ansprechenden Fachartikeln auch Kurioses: so etwa die Story über die Mitarbeiterin eines christlichen Charity Shops (in etwa deutschen Diakonieläden entsprechend) in Edinburgh, die in einem anonym vor ihrer Türschwelle abgegebenen Spendensack mit gebrauchten Büchern zwei Schätzchen fand: wertvolle Erstausgaben aus den Jahren 1796 bzw. 1803, darunter ein Buch aus der Feder der bekannten schottischen Poetin Anne Grant. Die Bücher sollen nach Einschätzung eines Edinburgher Antiquars je um die 1000 englische Pfund (in Euro etwas mehr) wert sein: jetzt warten die Raritäten auf ihren hoffentlich erfolgreichen Verkauf für karitative Zwecke beim anstehenden Kirchenfest in der schottischen Bücherstadt.

Die kleine erstaunliche Geschichte findet sich im Original hier. Einen solchen Fund habe ich bei meinen zahlreichen Streifzügen durch Diakonie- und andere deutsche Charity Shops, wo man im kleineren Rahmen tatsächlich gelegentlich einmal für sehr kleines Geld auf Gold stößt, bislang noch nicht gemacht.

Zum Schluss ein Artikel aus der Lokalausgabe Kassel der Hessischen Allgemeinen Zeitung, der traurig stimmt und das leider derzeit in Deutschland so typische unrühmliche, sang- und klanglose Abtreten eingesessener Buchhandlungen klassischen Stils an einem Kasseler Beispiel beschreibt: die Buchhandlung Vaternahm, für Generationen von Bücherfreunden in der nordhessischen Metropole ein Begriff für Qualität und gerühmt wegen ihrer gutsortierten Kinder- und Jugendbuchabteilung, schliesst nach rund 50 Jahren vor Ort ihre Pforten; ein weiteres, ähnlich traditionsreiches Unternehmen, Lometsch, hatte bereits im vergangenen Jahr das letzte Buch aus dem Regal genommen; jetzt heisst es "Schlussverkauf" zu Schnäppchenpreisen in der allerletzten "kleinen" Buchhandlung in Kassel; Grund: Insolvenz. Eigentlich nicht so glücklich für die Stadt der Kultur und Kunst (Stichwort: "documenta"), die sich ausgerechnet auf zwei Ikonen der deutschen Literatur berufen kann: die Brüder Grimm. Das ist nun irgendwie doch peinlich und nicht nur Kasseler meinen: das musste nicht sein. Nicht immer gehen solche Entwicklungen auf das Konto des bösen Vielfrass Amazon; manchmal sind sie schlicht hausgemacht. Hier der Artikel über ein trauriges letztes Kapitel. Der Run auf die Regale soll gigantisch gewesen sein. Bis Ende des Monats können Schnäppchenjäger noch in Kassel an der Oberen Königstraße auf Beutezug gehen. Andere Läden der nordhessisch-südniedersächsischen Mini-Kette Vaternahm bleiben laut Aussage der Insolvenzverwalter bis auf weiteres erhalten; und die Website gibt´s natürlich auch noch; wenn die inhaltlich und optisch altjüngferlich-biedere Langweiligkeit und Verstaubheit dieses Webauftritts alledings symptomatisch sein sollte, dann wundert mich das unrühmliche Ende eher nicht....

Sonntag, 3. Mai 2009

Icelandic icon: former president Vigdis Finnbogadottir in a 1988 biography. A chance discovery.




As we all know, Iceland has got a new prime minister: Johanna Sigurdardottir, 66 (by the way: the first - openly - gay female chief-of-state in modern history and married to her companion jenina
since 2002). But Johanna is not the first Icelandic woman who served her country as a high profile politician: from 1980-1996, Vigdis Finnbogadottir, a former teacher of French,was the fourth president of Iceland and the first woman in the world in this position
ever.

One of these days, I came across a fine copy of a biography on Vigdis in Icelandic language: Ein Á Forsetavakt. Dagar í lífí Vigdísar Finnbogadóttur. The author is Steinunn Sigurdardottir (b. 1950), one of Iceland´s most prominent novelists and poets, who recently moved to Berlin. The fiction works of the studied psychologist and former broadcasting journalist are all focused on strong emotions, unfulfilled love and the grandioseness of the Icelandic landscape; most of here books were translated to English, French, German and other languages; the said biography - the only piece of work of this genre in Steinunn Sigurdardottir´s oeuvre - was a bestseller in the author´s native Iceland, published 1988 in several editions at Reykjavik Idunn publishing company (pp 173).

As I don´t speak Icelandic, I can´t tell you about the contents of the book, but can describe its lookings: the dustwrapper, with a large colored photo of the former president in her office, is in a very fine condition, so is the complete book, which is packed with official and private photos: they show a tall, slim, natural blonde lady who seems to have filled her position with a friendly and relaxed dignity in every respect: as a single mother of an adopted daughter, the longtime president of Iceland, similar to the new Icelandic prime minister of our days, was an early and unspectacular icon of women´s lib without making a big fuss about it. Vigdis Finnbogadottir is still active and works as a representative for the UNESCO; her special interest is the protection of landscape.

There is a large handwritten dedication in Icelandic on the endpaper, which is the only "damage" I could discover. I found the book - as I often do - in a local charity shop kept by the protestant church. And I wonder how this very special book found its way to this hidden place in a German city. Sometimes the mysterious and hidden story behind a book that comes my way makes me dreaming and pitching a tale;-); maybe good stuff for writing a book by myself:-).

Searching the internet, I found just one single copy of the book for sale -
in Iceland. German antiquarian booksellers offer biographies of Vigdis Finnbogadottir written in Icelandic language by different authors, but not this one. Who is interested in purchasing should contact me via e-mail.

Having this Icelandic book lying on my desk and looking at the very unique Icelandic letters, memory comes along and drives me kind of sentimental: bringing back my teenage years and the picture of a young boy with a cute accent, stiff-as-a-poker movements while doing the disco bump, wearing old-fashioned shirts and trousers and funny multicolored shoes. He robbed my heart and was destined to be my very first; and he was from Iceland; but this is another story to tell.

Please pardon the flaw quality of the photos: I´m a lousy photographer! p.1: in the presidential office; p.2: as a language student in Grenoble, France; p.3: riding a pony with daughter Astrid.

And Bogi, by the way, if you happen to pass this blog: yes, it´s you I´ve been talking about!

Samstag, 2. Mai 2009

Neue Definition des "Sammlerstücks" im antiquarischen Angebot und Kooperation mit Hermes. Amazon rüstet auf.

Auf Deutsch: :

Der unermüdliche Guru des antiquarischen Handels im Internet, Steve Weber, weist auf eine Neuerung für Amazon-Verkäufer hin, die aufhorchen lässt: schärfere Bedingungen für das Einstellen in der Bewertungsgruppe "collectible" (entspricht unserem "Sammlerstück"); hier der Link zu Steves Seite. Als "collectible" im strengeren Sinn stuft Amazon u.a. signierte Bücher (vom Autor, vom Übersetzer), Erstausgaben und Erstdrucke sowie sehr seltene Bücher oder Bücher mit besonderen Alleinstellungsmerkmalen ein (etwa ein besonderes Cover); Massenware, Remittenden, Mängelexemplare und Restposten sowie ausgemusterte Bibliotheksexemplare und auch Buchclubausgaben sind ab sofort ausdrücklich von dieser "de luxe"-Kategorie ausgeschlossen; den oft irregeleiteten Kunden wird´s freuen. Zugelassen sind als Anbieter für diesen VIP-Bereich auf dem amerikanischen Amazon Marketplace seit dem 29. April nur noch angemeldete Verkäufer mit Gewerbe, und zwar ausschließlich auf Antrag online: erst wenn dieser nach Prüfung genehmigt ist, dürfen neben dem üblichen Angebot auch hochwertige Sammlerexemplare gelistet werden; allen anderen Verkäufern wird die "collectible"-Funktion verweigert.

Die Verkäufer sind ab sofort angehalten, in der gehobenen Kategorie ihre Angebote äusserst genau und detailfreudig zu beschreiben, auch den kleinsten Defekt zu benennen und die Klassifizierung von "akzeptabel" bis "wie neu" korrekt vorzunehmen ohne auch kleinere Mängel wegzumogeln. In den Kreis dieser erlauchten Luxus-Verkäufer aufgenommen wird nur, wer eine sehr gute Bewertungsbilanz über einen längeren Zeitraum vorzuweisen hat; eine eigene feste Website oder gar ein "echtes" Ladengeschäft neben dem Online Shop könnten den Zugang erleichtern, meint Weber, ist sich diesbezüglich aber nicht sicher; die Bewerbung erfolgt per Klick, die persönliche Kommunikation mit Amazon soll dabei jedoch gleich null sein (so werden etwa für eine Ablehnung keine Gründe benannt); näheres zum Procedere auf der
Amazon-Seite. Die Wartezeit bis zur Freischaltung soll ca. eine Woche dauern; bereits bestehende, nicht den Kriterien entsprechende "collectible"-Listings dürfen bis Anfang Juni unverändert eingestellt bleiben, ab dann gelten ausschließlich die neuen Richtlinien.

Ebenfalls neu in dieser Kategorie: es können ab sofort auch Bücher ohne ISBN, die nicht bei Amazon gelistet sind, etwa sehr alte oder Privatdrucke, von Hand gelistet werden (mit genauen bibliografischen Angaben); bei zurückgesandter Ware muss innerhalb von 30 Tagen dem Kunden der Kaufpreis erstattet werden.

Nach Steve Webers Einschätzung verfolgt Amazon hier zwei neue Geschäftsstrategien: Ausbau des seriösen, hochpreisigen "echten" Antiquariathandels, der auch Sammler und investitionsfreudige Käufer anlocken will; andererseits die Unterbindung des marktschreierischen und wettbewerbsverzerrenden Billiger Jakob-Treibens nerviger "Mega-Seller", die sich mit ihrem Angebot durch "Sammlerstück"-Listings von der Masse abzuheben versuchen; über diese Praktiken haben sich, ist zu hören, potentielle Kunden und konkurrierende Anbieter - zu recht - gehäuft bei Amazon beschwert.

Letztendlich heisst das aber auch: Amazon bläst ab sofort unverblümt zum direkten Angriff auf den hochkarätigen Antiquariatshandel im engeren, klassischen Sinn; was das für die erst im Jahr 2008 gekaufte Tochter
AbeBooks, im Kern bislang zuständig für diesen Bereich, bedeuten mag, mag sich jeder gerne ausrechnen. Die, die es immer schon gewusst haben wollen, mögen sich jetzt die Hände reiben.

Wenn zunehmend, wie deutlich zu beobachten, bei Abebooks ungehindert Billig-Buchramsch verkauft werden darf und bei Amazon nun auch millionenteure nichtgelistete Bibeln aus dem 16. Jahrhundert, dann stellt sich die Frage nach dem Sinn zweier solcher Familienmitglieder unter einem Dach.....

Ab wann die neuen Regelungen auch für Amazon Deutschland gelten, ist mir nicht bekannt; noch können bei uns auch sogenannte "Sammlerstücke" ohne vorherige Anmeldung, Prüfung und Einhaltung strenger Zugangskriterien gelistet werden; kommen wird die neue Amazon-Zeit für antiquarische Bücher bei uns auch.....

Im Prinzip begrüße ich die Neuregelung: die Versuchung, bei massenhaft angebotenen Büchern auf das auffälligere "Sammlerstück" auszuweichen, ist zugegeben groß, auch wenn das gute Stück eine "seltene" Bertelsmann-Buchclubausgabe und somit im Prinzip für den Sammler völlig wertlos ist. Meiner Meinung nach müssten die Regeln noch strenger sein: 0,1 Cent-Angebote, Mängelexemplare, ausgemusterte Bibliotheksausgaben und Buchclubangebote gehören vielleicht auf den Flohmarkt und nach Ebay, aber nicht auf einen seriösen Marktplatz wie Amazon; ob sich andererseits die "gehobene" Klasse unter den echten Antiquaren auf Dauer mit einem derart schnodderigen Kommunikationston ködern und gängeln lässt, bleibt abzuwarte. Etwas mehr Freundlichkeit wie bei den kommunikativeren AbeBooklern hätte sich die zivilisierte Buchwelt schon gewünscht; ganz so behäbig wie
hier muss es ja nun auch nicht sein;-).

Hat sicher schon die Runde gemacht: Amazon Deutschland verschickt seine Pakete ab sofort nicht mehr exklusiv mit DHL, sondern auch mit der Quelle-Tochter Hermes; näheres bei golem.de, auf einem Bericht der WELT fussend. So ganz zu trauen scheinem dem blauen Braten die deutschen Amazon-Kunden allerdings noch nicht, wie auf folgendem Amazon-Forum zu lesen.

Der deutsche Kunde ist halt ein Gewohnheitstier und neigt dazu, Neuem erst einmal prinzipiell mit Misstrauen zu begegnen. Zumal Hermes, warum auch immer, seltsamerweise der Ruf anhängt, unzuverlässig, langsam und irgendwie unseriös, da privat zu sein; DHL verbinden die meisten von uns wohl immer noch mit der guten alten staatlichen Post mit dem gelben Posthorn, Kindheit eben, und das kann ja nicht schlecht sein. Was natürlich viel mit Nostalgie und wenig mit Fakten zu tun hat.

Persönlich habe ich mit der Versandabwicklung über Hermes gute Erfahrungen gemacht. Schwere Buchsendungen verschicke ich - wozu ich ja bei Amazon Marketplace die Wahl habe - prinzipiell mit Hermes: das Gewicht spielt hier keine Rolle, da die Versandkosten anders als bei DHL nur nach den Maßen, nicht nach den Kilos berechnet werden. Bei richtig dicken Brocken oder umfangreichen Bücherpaketen würde ich bei DHL, die gerade beim Gewicht saftig abkassieren, in einen Bereich rutschen, wo sich der Versand für kleine Buchverkäufer nicht mehr lohnte. Und bei kleinen, aber mit teurem Inhalt gefüllten Sendungen freut es den Bücherfreund, wenn sein gutes Stück mit Hermes auch im Kleinformat bis zu 500 Euro versichert ankommt (bei DHL erst ab dem teuren Paketformat, nicht beim günstigeren Päckchen möglich). Angekommen ist von mir mit dem Hermes-Boten Losgeschicktes bisher immer, sogar in Polen. Dass ich dabei den Versandverlauf online verfolgen kann, gibt mir und dem wartenden Käufer ein Gefühl der Sicherheit.

Sehr angehem auch, dass ich mein Bücherpakete am Büdchen an der Ecke abgeben kann, und zwar ganztägig auch am Wochenende, bis der Kiosk um 21 Uhr schliesst. Wirtschaftlich angenehmer Nebeneffekt: seit an immer mehr Kiosken, Schlüsseldiensten, Reinigungen und anderen kleinen Geschäften hier bei uns in der Rhein-Ruhr-Region (und sicher auch anderswo) die blauen Hermes-Schilder leuchten, konnte so mancher Ein-Mann-Betrieb die drohende Schliessung abwehren und seine Existenz mithilfe der Quelle-Tochter sichern. Bleibt zu wünschen, dass die allgemeine Akzeptanz von Hermes bei "Otto Normalverbraucher" durch die Zusammenarbeit mit Amazon wächst. Was auch letztendlich DHL zugute käme: Konkurrenz belebt bekanntlich dass Geschäft - Unzuverlässigkeit und vor allem eine völlig unübersichtliche und nicht nachvollziehbare Preispolitik wird sich DHL (und auch die Post) ab sofort nicht mehr leisten können.

Morgen stelle ich wieder ein antiquarisches Buch aus meinem Bestand vor: eine ungewöhnliche Biografie aus Island.

Dienstag, 28. April 2009

Participation Age, Second Life und ein Guru aus dem Online-Antiquariat: Neue Wege im Bücherland.

Wenn ich gelegentlich auf dem Flohmarkt um die Ecke nach Büchern stöbere, nervt mich stets der türkische Billige Jakob für Obst und Gemüse, der kurz vor Toresschluss die letzten schrödeligen Erdbeeren aus Litauen für 50 Cent das Pfund an den Mann bringen will: "Billig, billig, billig! Angebot, Angebot, Angebot!" schreit er mit heiserer Stimme gebetsmühlenartig in der Warteschleife, und die KundInnen strömen und schlagen sich um die Plastikschälchen mit zweifelhaftem rotzerquetschtem Inhalt. Er macht das zwei Mal die Woche (und an den anderen Tagen vermutlich andernorts), endet immer bei "billig, billig, billig" und 50 Cent und muss, da er ja immer wieder mit gigantischen Obstbergen wiederkommt, dennoch seinen Schnitt machen.

So ähnlich muss es den Kollegen von der Verpackungsspekulantenmafia bei Amazon und Co. gehen, die für 0,1 Cent "verlagsfrische" Bücher im Internet verhökern, natürlich im "luftgepolsterten Umschlag"; auch sie werden ihren Schnitt machen mit Masse statt Klasse - anders als der Kollege vom Gemüsestand, bei dessen Ware der Kunde den Gammel ja deutlich sieht, verschweigen sie selbstredend gerne die Mängel ihrer "frischen" Exemplare. Die Käufer solcher Angebote sind, scheint´s, ohnehin eher an den wattierten Umschlägen und an den Clips interessiert als am Inhalt. Warum ich jetzt gerade an diese "Kollegen" (gerne treten sie unter den klassenspezifischen Namen wie "Mannis Bücherkiste" oder "DasBilligeBuch" in Erscheinung) denken muss, weiss ich auch nicht; vermutlich, weil ich Appetit auf Erdbeeren habe und daran denke, am Wochenende wieder mal zum Flohmarkt zu gehen;-)

Eigentlich wollte ich über was ganz anderes posten: in - noch (mal sehen, was draus wird) - unregelmäßigen Abständen binde ich ab sofort einen Strauß thematisch interessanter Links, die mir bei Internet-Recherchen begegnet sind. Hier sind die ersten:

Eine sich etwas kraus und verstiegen lesende Pressemitteilung erreichte mich über newmax: die Literatur sei endlich auf dem Weg ins
Participation Age; dachte zunächst, ich hätte mich verlesen, aber steht da wirklich so: es geht um eine offene und zu allem Schreck auch noch vom Freistatt Bayern geförderte Plattform, die - wenn ich das krause Geschw. (sorry) einer Dame der Geschäftsführung richtig deute - die Absicht hegt, Autoren und "anderen Künstlern" einzureden, geistiges Eigentum und Kreativität miteinander zu teilen und mit gebündelter Energie und algorithmisch berechneter "dynamischer Preisfindung" (die Geschäftsführerin hat Informatik studiert und war früher Sales Managerin bei Amazon) als E-Book für Kindle & Co. an den Markt zu bringen. Mache sich jeder selber ein Bild. Der Webauftritt des Unternehmens namens
Litogo mitsamt seiner "Wikipockets" übereugt mich persönlich eher nicht, das ganze Ding ist zu gewollt und zu lollipop-kleinmädchenquietschbunt; im Grunde geht es um Ähnliches wie bei den guten alten Bezahlverlagen: um die Kitzelung der Eitelkeit von "Bestsellerautoren von morgen"; na ja. Bis das E-Book erwachsen ist, wird es noch durch so manche pubertäre Eskapade auffällig werden. Und jeder ist ein Künstler, wusste schon Joseph Beuys. Dass sich für mich Kreativität und staatliche Förderung prinzipiell ausschließen, ist Privatmeinung, kann man durchaus anders sehen.

Dass Amazon mal wieder zur rechten Zeit zugeschlagen und die beliebte E-Book-Application Stanza mitsamt ihres Schöpferunternehmens Lexcycle eingekauft hat, berichtet nach der Lektüre des entsprechenden Hausblogs des Unternehmens u.a.
Create or Die; auf Französisch gibt es entsprechende, ebenfalls auffallend zurückhaltende Infos bei NetEco: eine gute Gelegenheit, sich einmal vertieft mit der Welt des E-Business in Frankreich zu befassen.

E-Business in USA ist bekanntlich immer etwas lauter und für europäische Verhältnisse marktschreierischer als in Europa, auch auf dem Buchsektor: ein Beispiel dafür sind die nahezu überbordenden Aktivitäten des amerikanischen Gurus der Online-Antiquariatsszene Steve Weber: der Veteran der U.S. Airforce und studierte Journalist aus West Virginia nutzt nicht nur intensiv sämtliche Plattformen, die sich ihm bieten, als Marketinginstrumente in eigener Sache, bloggt, twittert und produziert Sachbücher im Selbstverlag, selbstverständlich auch als E-Book und im eigenen Amazon Store; seine Tipps zum Handeln mit gebrauchten und raren Büchern vom heimischen Schreibtisch aus sind ohne Frage brauchbar, informativ, bei aller Redseligkeit kein hohles Geschwätz, oft erfrischend simpel und gerade daher vermutlich so erfolgversprechend: näheres
hier:

Steve führt seinen seit Beginn seiner Selbstständigkeit als Online-Antiquar 2001 stetig wachsenden Erfolg nicht zuletzt auf eine simple Tatsache zurück: seine Unbefangenheit, mit der er die Sache einst angign: er sei halt nie ein hochtrabender Bücherwurm mit Rosinen im Kopf gewesen, sondern ein eher technikaffiner und allem Neuen aufgeschlossener Zeitgenosse mit Freude an Büchern, der aus dieser Freude ein ausgebautes Hobby und irgendwann eine Lebensexistenz machte; vielleicht in der Tat nicht der schlechteste Ansatz für Erfolg in diesem Business. Dass beim erfolgreichen Handeln mit alten Büchern nicht nur die richtige Nase, ein langer Atem und unermüdliches Suchen und Finden wesentlich sind, sondern gelegentlich schlicht Glück, verschweigt er nicht: die Geschichte mit dem vergessenen Körbchen unter einem Tisch bei einem Bibliotheksflohmarkt, in dem sich zwischen lauter Ramsch eine 100 Dollar-Buchperle fand, ist mir in der Form auch einmal widerfahren;-). Ansonsten gebe ich dem Guru recht: nicht vom dicken Geschäft mit millionenteuren Sammlerstücken träumen (an die kommt auch ein Amazon-Guru eher selten), sondern sich im mittleren Segment mit vielen Verkäufen eine solide und sichere Position schaffen; Ausreisser nach oben nicht ausgeschlossen.

Zum Schluss noch ein Blick auf eine ungewöhnliche Buchhandlung mit Antiquariat in Hoquiam im amerikanischen Bundesstatt Washington:
Jackson Street Books: im 9000 Einwohner-Städtchen mit Holzfällertradition, singt man zwar gerne in den entsprechenden Hemden volkstümlich-zeitkritische Lieder zur Gitarre zwischen Bücherregalen, ist aber ansonsten auf der Höhe der Zeit: mit Online-Handel, Bezahlen mit Pay Pal, Bloggen und sogar einem eigenen Auftritt bei Second Life, wo sie ebenfalls Bücher verkaufen; geht also doch beides, das Traditionelle und das Neue. Die als linksalternativ einzustufenden Macher von Jackson Street Books, ein Ehepaar mittleren Alters, verkaufen übrigens wie selbstverständlich alte und neue Bücher in einunddemselben Laden: mein Credo, in Deutschland leider nach wie vor nicht oder nur schamhaft realisierbar - wie lange noch?

Kleine, feine Buchhandlungen mit eigenen Überlebensstrategien und ungewöhnlichen Konzepten (ebensfalls mein Credo: die werden auch im Amazon-Age überleben, die gesichtslosen Ketten eher nicht) wird dieses Blog in loser Folge einige vorstellen: solche, die ich selber besucht habe (vielleicht irgendwann mal mit Podcast) und solche, die ich im Netz aufgestöbert habe.

Mein Buchtipp wird diesmal auf morgen verschoben - auch eine bekennende Nachteule wie ich muss mal schlafen und geht heute frueher als gewohnt zur Ruhe: zumal morgen wieder Trüffelsuche in Sachen Bücher angesagt ist;-). Als Bettlektüre liegt heute was Leichtes bereit: Hans J. Massaquoi (ein Angebot von buy-a-fine-book, meinem Amazon-Auftritt, ist auch dabei, und somit ist es dann doch noch ein Buchtipp;-)), eine leichte, aber nicht nervende Lektüre; gerade richtig nach einem anstrengenden Tag (und auch eine Erfolgsstory, die Mut macht und für ruhige Träume sorgt: nicht das Schlechteste, was man über ein Buch sagen kann); gute Nacht denn.

Samstag, 25. April 2009

Miss Marple im Antiquariat: Leona Rostenberg und Madeleine Stern zum Gedenken. Eine kleine Reise nach New York.

In dem kleinen Schaufenster rechts in der Mitte finden sich ab sofort ein paar Lektüretipps zu Büchern, die sich mit dem Thema "Antiquariat" und "Büchersammeln" beschäftigen; auf Deutsch und auf Englisch. Sie können direkt über dieses Blog bei Amazon bestellt werden. Der Handel mit "second-hand", "used", "rare" und "out-of-print-books" hat bekanntlich im angelsächsischen Raum eine weitaus bedeutendere und vor allem gesellschaftlich anerkanntere Geschichte als bei uns; dementsprechend umfangreicher ist das englische Buchangebot auf diesem Sektor. Stöbern lohnt demnach.

Frauen gelten in der wundersamen Welt der Antiquariate als exotische Wesen; ob´s wirklich nur am felhlenden Jäger- und Sammlergen liegt? Ein dankbares Thema für eine soziologische Doktorarbeit. Umso erstaunlicher die Geschichte zweier Freundinnen, die amerikanische Antiquariatsgeschichte schrieben und zu den bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Branche in ihrer Zeit zählten:
Leona Rostenberg und ihre Geschäfts- und Lebenspartnerin Madeleine Stern; die beiden New Yorkerinnen aus deutschjüdischem Elternhaus, die ihren Handel mit "rare books" von ihrem gemeinsamen Wohnhaus in der Bronx, später in Manhattan, aus betrieben, legten mit über 80 ihre Doppelbiografie vor, auf diesem Blog ebenfalls im kleinen Schowcase zu finden; verschiedene Angebote der deutschen Übersetzung finden sich bei Amazon.

Ihren rund 50 Jahre währenden Erfolg führte das ungewöhnliche Paar nicht zuletzt - wie sie gerne auf Deutsch formulierten - auf ihr "Fingerspitzengefühl" und ihre detektivische Nase beim Aufspüren seltener Buchkleinodien zurück, wenn Kollegen länsgst aufgegeben hatten; beide starben vor wenigen Jahren mit über 90. Im amerikanischen Original heisst ihr von der Kritik hochgelobtes autobiografisches Werk
"Old Books Rare Friends"; ich hab´s noch nicht gelesen, werde das aber demnächst nachholen; dann gibt es an dieser Stelle eine kleine Rezension.

Typisch - und so leider ganz anders als bei uns - für britische und amerikanische Antiquare zumindest des alten Schlages in der obersten Liga: das Paar kaufte und verkaufte nicht nur rare Bücher, sondern war nahezu enzyklopädisch hoch gebildet, verfasste Abhandlungen, gelehrte Studien und Aufsätze und schrieb historische Bücher; sie lebten, vom ersten Kennenlernen als Studentinnen an der Uni bis zum Lebensende, miteinander mit, in und durch ihre Bücher, spürten verschollenen Werken hinterher, hefteten sich erfolgreich wie eine Art Miss Marple der Bücherwelt an die Fersen unerkannt unter anderem Namen Parallelwerke schreibender Bestsellerautoren vergangener Zeiten und lösten in der Fachwelt und bei ihren treuen Kunden Entzücken aus über ihre erfrischend anderen und fantasievollen Kataloge. Beiden eilte der Ruf voraus, alle Bücher in ihrem Bestand selber gelesen zu haben (ein Ehrgeiz, den ich teile, jedoch nur bei Büchern, die mich anziehen, verwirkliche; übrigens unabhängig von ihrem derzeitigen Marktwert).

Zumindest in New York und Umgebung gehören die beiden bücherverrückten Ladys bis heute, wie die ausführlichen Nachrufe belegen, zum kulturellen Gedächtnis der Stadt und wurden sogar zu Pop-Ikonen: als - man staune -
Musicalfiguren. "Wir sind Dinosaurier" sagen bzw. singen die beiden da an einer Stelle; und so wird es sein. Musicals über Amazon-"Bookdealers" wird es kaum geben, oder? Ich hätte was darum gegeben, die beiden Bookworm-Dinos noch kennen gelernt zu haben.

Das Musical Bookends (Buchstützen) wurde übrigens vor zwei Jahren von einer kleinen Theatertruppe am Broadway auf die Bühne gebracht und behandelt im wesentlichen die Anfangsjahre der beiden jungen Ausnahmefrauen mit Büchern statt Rosinen, Party und Männern im Kopf, und das in den wilden 1920er Jahren. Ausgedacht hat sich den auf den ersten Blick für ein Musical reichlich ungewöhnlichen Plot Katherine Houghton, eine Nichte von Hollywood-Ikone
Katherine Hepburn, die mit den beiden Frauen befreundet war; die New York Times berichtete, leicht irritiert, amüsiert und auch gerührt ausführlich. Irgendwie kurios ist es ja in der Tat, zwei kauzige Antiquarinnen als singende und steppende Musicalheldinnen zwischen Bücherregalen;-).

Ohne Amazon hätte ich Mady und Leona und ihre bemerkenswerte Lebens- und Buchgechichte wohl nie im Leben aufgestöbert: die zwei sind, trotz der auch auf Deutsch erschienenen Biografie, bei uns nahezu unbekannt: durch Zufall stieß ich bei der Zusammenstellung passender Bücher für ein Widget auf ihre Biografie, wurde neugierig und nahm die Spur auf: das Trüffelschwein-Gen teile ich nämlich mit den zwei Ladys; das Ergebnis füllt diesmal dieses Blog - ich hoffe zum Vergnügen meiner Leser; mir hat die kleine Reise nach New York zumindest Spaß gemacht. Und auch ein bisschen sentimental: die Zeiten sind vermutlich endgültig vorbei.

Mittwoch, 22. April 2009

Hello, Booklovers! Welcome to my new Blog!


Hello, this is Marita from Germany calling. I´m a "freshwoman" in online bookselling and started my business last November after a lifelong love for books, esp. second-hand, rare and out-of-print books. I started with Ebay and stopped soon, frustrated by flaw support, high fees and low profit; tried AbeBooks and stopped again, frustrated by more than low profit and a much too old-fashioned, talktative and confusing performance (though the fees are ok and the support is not high profile but friendly and endeavoring). In the end, the antiquarian amazon ended up with Amazon. Want to know what I disliked most dealing via AbeBooks? They pretend being book lovers focussing on rare books; but most of their members, esp. the German ones, are simply cheap-Jacks. Amazon doesn´t pretend anything, doesn´t speechify with a pseudo-scholarly attitude, takes the bothering from my shoulders and supports my concentrating on the business I master best: selling second-hand books on the internet.

The most exciting and fascinating aspect of selling second-hand books is: you never know what species of book will come along; big surprises included. This blog will tell you about my adventures while hunting the precious deer.

By the way: on 23 April, the bookworm world and the Unesco celebrate
The World Book and Copyright Day. A perfect day for starting this blog, n'est-ce pas?

In each posting, I will present a book I have in store: some of them I offer at Amazon marketplace, some I don´t. Most of them are German, some English, French or Italian, Portuguese, even Icelandic and Lithuanian.
This is my shop at Amazon marketplace.

Hallo, darf ich mich vorstellen? Ich bin seit kurzem Online-Antiquarin und vor noch nicht allzu langer Zeit bei Amazon marketplace als Verkäufer bzw. Shopbetreiber eingestiegen. Vorher habe ich es - nicht so recht glücklich - bei Ebay probiert, ganz kurz beim recht umständlichen und mir zu schwerfälligen AbeBooks (nicht umsonst sind die dort porträtierten Antiquare sämtlich jenseits der Seniorengrenze) und nun glücklich und zufrieden bei Amazon: anders als viele besonders deutsche Antiquare habe ich als Goliath keine Probleme mit dem Riesen: was nützt es mir, wenn ich nobel im Elfenbeinturm versaure, keine Bücher verkaufe und ehrenvoll zwichen alten Buchdeckeln Staub fresse? Aus einem schweinsledernen Edeleinband wird kein Schweinebraten. Auch Bücherverkaufen ist Business; warum nicht vom Riesen profitieren und dennoch als Goliath seinen Schnitt machen? Schämen tu ich mich dafür nicht. Ganz Ausgefallenes kann ich ja immer noch im eigenen kleinen Shop anbieten. Dazu und auch zu meiner Meinung über AbeBooks und Spezialplattformen wie Antiqbooks und Co. demnächst mehr in diesem Blog.

Ich blogge auf Englisch und auf Deutsch im Wechsel. Die meisten meiner Bücher sind allerdings deutsche Produkte, ich habe aber auch Englisches, Französisches, Italienisches, Portugiesisches und sogar Isländisches und Litauisches im Angebot. Einige der Bücher stelle ich hier vor. Schreibe über meine Jagdabenteuer als Greenhorn in der Welt gebrauchter und antiquarischer Bücher. Das Spannende am Handel mit gebrauchten Büchern ist ja: man weiß nie, wie die Beute ausfällt, was für Schätzchen dir ins Netz gehen. Da trifft schon mal der Wandermönch auf die Wanderratte. Die Zusammenstellung des Sortiments gerät gelegentlich recht abenteuerlich. Mängelexemplare, Remittenden oder ausgemusterte Büchereiexemplare - leider tummeln sich bei Amazon und zunehmend auch bei AbeBooks (was letztere für mich zunehmend überflüssig macht, aber davon ein andermal mehr) zahllose Händlerpersönlichkeiten, die nur vom Verscherbeln , anders kann man das nicht nennen , solcher 1 Cent-Ware leben - finden sich bei mir jedoch äußerst selten und nur in Ausnahmefällen; von Büchern, geschweige denn antiquarischen, verstehen diese Buchtrödler eher wenig. Weghexen kann man sie nicht, dafür ist der Zug abgefahren - aber mit guten Angeboten zu fairen Preisen dagegen halten, das geht durchaus.

Ich freue mich, wenn Leser mir folgen. Im Lauf der Zeit wird es sicher noch die eine oder andere Änderung geben, Ergänzungen, Verbesserungen, Erweiterungen. Jedenfalls wünsche ich uns viel Spaß! Ich freu mich.

Heute ist ja der Welttag des Buchs und des Copyrights der Unesco. Obwohl ich von derlei "Gedenktagen" (man gedenkt ja eigentlich immer gerne der Toten, oder?) wenig bis nichts halte, zumal ein Strohfeuer für den Tag und morgen eh vergessen, ist es doch ein passender Beginn für dieses Blog.

Und ein Buch - es ist über Amazon zu bestellen (bei "buy-a-fine-book", auch bei anderen Anbietern) - stelle ich euch natürlich auch noch vor: "Hillary und Bill. Die Geschichte einer Ehe" von Christopher Andersen, 1999 in deutscher Übersetzung erschienen bei Marion von Schröder.
Hier könnt ihr stöbern. Das Buch ist sauber und sachlich, dabei immer um Fairness bemüht geschrieben. Der Autor ist Journalist und versteht sein Handwerk. Viel erfährt der Leser über Bills Sex-Eskapaden und Hillarys Wutausbrüche inkl. fliegender Aschenbecher und herausgerissener Küchenschubladen im Weissen Haus. Reisserisch oder Schlüsselloch-notgeil wird der Autor dabei gottlob nie. Voyeure werden enttäuscht sein. Seit Ms Clinton nun selber unter Obama als Aussenministerin ihrem Land dient, kann ein kleiner Rückblick auf ihre mehr als merk- und denkwürdige Ehe nicht schaden; schlau aus den beiden wird der Leser auch nach Beendigung der Lektüre nicht; warum die zwei ungleichen Erfolgsmenschen den Bund fürs Leben schlossen, bleibt nach wie vor vage und Spekulation (wenn es Gründe außer "Liebe" gibt, sind es eher ungemütliche). Die Frage, die mich besonders interessiert: Warum heisst das Buch im Original "Bill and Hillary" und auf Deutsch "Hillary und Bill"? Auch die Antwort auf diese Frage erschliesst sich mir nur vage.........

For my English-speaking readers: Why is the book of 1999 by American author Christopher Andersen about the Clinton couple, shown above in the picture, in English entitled "Bill and Hillary", in the German translation "Hillary und Bill"? Can anybody tell me?