Sonntag, 24. Mai 2009

Riesenbücherflohmarkt, kulturelle Highlights auf der Wiese und sozialer Buchverkauf für Schlafsäcke: rund ums Buch in Missouri, Wales und Wien.

auf Deutsch: interessante Links aus der Bücherwelt:

Ein kleiner Ort in Wales steht seit diesem Wochenende für zehn Tage im Mai ganz im Zeichen von Literatur und Kunst:
Hay-on-Wye nicht weit von der Grenze zum englischen Herefordshire in den West Midlands; das entsprechend County in Wales heisst Powys; eine zauberhafte, verwunschen wirkende Gegend mit viel Natur; wie geschaffen für eine harmoniche kulturelle Parallelwelt, die wir heute alle so bitter nötig haben als Medizin für unsere verstörten Seelen.

Das weit über die Waliser Grenzen hinaus bekannte und gerühmte - Bill Clinton ist laut Wikipedia bekennender Fan und Gast - Hay Festival ist kein hausgemachtes Waliser Folklore-Event, sondern wird von London aus dirigiert: zu Beginn vor mehr als 20 Jahren von der konservativen Sunday Times, aktuell vom liberalen Guardian, neben Sony Hauptsponsor des kleinen, engagierten Festivals mit grünalternativem Touch; eine Mischung aus intellektuellem Familienfest, Book-Event mit Lesungen von und Gesprächsrunden mit angesagten Autoren und natürlich Börse für Leute, die mit Büchern Geschäfte machen. Bill Clintons Bezeichnung von Hays als "intellektuellem Wooestock" trifft es wohl im Kern.

Die Großen der englischsprachigen Belletristik und Sachbuchliteratur sowie handverlesene Musikstars geben sich alljährlich auf den walisischen Wiesen ein Stelldichein, in diesem Jahr u.a. der legendäre Fernsehmoderator David Frost und die amtierende britische Hofdichterin (poet laureate), die für ihre feministischen Kurzgedichte berühmte Schottin Carol Ann Duffy; am 31. Mai gibt sich Popstar Sting die Ehre: gemeinsam mit Gattin und Shakespearedarstellerin Trudi Styler talkt der ehemalige Police-Frontman in einem Hotel über das Eheleben von Clara und Robert Schumann im Vergleich zu seinem und über ehrgeizige eheliche Kulturprojekte in London: allein das wäre schon allein die Reise nach Wales wert;-).

Für die lieben Kleinen wurde traditionell mit dem "Hay Fever" ein vielseitiges und altersgerechtes Anti-Quengel-Programm auf die Beine gestellt; wer an Karten interessiert ist, kann sich auf der offiziellen Website schlau machen; getwittert wird natürlich - wenn auch sehr bescheiden - auch; neu ist in diesem Jahr die Zusammenarbeit mit der britischen Charity-Organisation Oxfam, die mit einem großen Bücherstand für gebrauchte Bücher vor Ort sind und einen Preis stiften; gegen eine Spende von 5 Büchern pro Tag gibt es zudem 1 Ticket zu einem der Festival-Events; Ehrengäste von Oxfam sind immerhin der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu und Model und Schriftstellerin Sophie Dahl.

Das Hay Festival hat inzwischen Ableger in Kolumbien und Spanien; für soviel Rührigkeit gab´s in diesem Jahr den Queen´s Award for Enterprise.

Bücherfreunde auf der Suche nach dem ultimativen Schnäppchen können auch auf Reisen fündig werden, vor allem bei sozialen Bücherflohmärkten kirchlicher und weltlicher Organisationen und den durch Spenden aufgestockten Ausverkäufen der Leihbibliotheken. Was es in Deutschland in dem Ausmaß gar nicht gibt, ist in den USA vom Volumen her ein landesweites Riesengeschäft, bei dem sich auch professionelle Antiquare regelmäßig eindecken.

So lädt die Distriktbibliothek von St. Charles bei St. Louis in Missouri für das kommende Pfingstwochenende zum grossen Sommerbücherflohmart mit sage und schreibe 250.000 Angeboten. Vom 29.-31. Mai kann von 9 Uhr morgens bis abends um 21 Uhr nach Herzenslust gestöbert werden, Eintritt muss dafür sogar bezahlt werden: saftige 5$ am ersten Tag (vermutlich, um die ganz rüden Schnäppchenjäger mit den Scannern (wir berichteten) von vornherein abzuschrecken); am 2. Tag ist der Eintritt frei und am 3. gibt´s die Reste eingetütet zum Einheitspreis von 5$ in der Einkaufstragetasche. Das Ganze findet statt in der 5. Straße (5th Street) von St. Charles in Nähe des Veteranenmemorials (wird aber sicher ausgeschildert sein); da St. Charles zudem ein hübsches Touristenörtchen mit Erinnerungen aus der Sklavenzeit, an Abraham Lincoln und sogar mit Original-Einschusslöchern von Kugeln aus einer Waffe von Al Capone ist, lohnt sich der Trip dorthin, wenn man schon mal in der Gegend ist, auf jeden Fall. So ein Riesenbücherflohmarkt ist sicher ein einmaliges Erlebnis. Nähere Infos gibt es hier.

Nicht einmal im Jahr, sondern allwöchentlich 3 Mal findet der soziale Bücherflohmarkt in Wien statt: vor dem Bahnhof Floridsdorf zugunsten obdachloser Menschen, unterstützt von Caritas und SPÖ, hier Näheres. Termine: jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag von 10 bis 18 Uhr, auch bei Schlechtwetter. Von den Erlösen werden u.a. Schlafsäcke für wohnungslose Wiener angeschafft. Floridsdorf ist der 21. Wiener Gemeindebezirk, sagt die Wikipedia. Der Sozialflohmarkt hat mittlerweile auch ein Online-Angebot und bietet dort neben ca. Buchtiteln von gepflegtem Kitsch bis zum Fachbuch auch Schallplatten an.

Hochwertig-antiquarische Bücher kann der Sammler in Wien allsamstäglich auf dem Antik- und Kunstmarkt rund um die
Mariensäule auf dem Platz am Hof erwerben: Schwerpunkt dieses Edel-Flohmarktes sind antiquarische Bücher allerdings nicht. Von März bis November ist der Markt von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Flohmarkttermine aus Wien und Umgebung finden sich hier.

Dass Amazon nun auch den Markt für echte antiquarische Bücher mit Sammlerwert von innen her angeht, pfeifen ja mittlerweile die Spatzen von den Dächern; was das für die somit auf Dauer vielleicht überflüssiger Ballast werdende Adoptivtochter Abebooks bedeuten mag, wird sich zeigen. Bislang ist es recht schwierig, bei Amazon Marketplace hochpreisige antiquarische Bücher zu verkaufen, schlicht, weil der Sammler sie dort nicht vermutet. Jetzt bietet zumindest Amazon USA neue Feineinstellungen für den antiquarischen Anbieter an: Sammlerwert (Erstausgabe, Erste Taschenbuchausgabe, erste amerikanische Ausgabe etc.,), die Rubrik "signiert" sowie eine für den Zustand des Schutzumschlags bei gebundenen Büchern (der ja nicht für jeden Sammler unbedingt von Bedeutung ist); hier die Ausführungen von Amazon; näheres dazu bei Steve Weber. Wie sich Amazon Deutschland in Sachen antiquarischer Buchhandel bewegt, wird sich zeigen. Bei uns ist eben, gerade und vor allem auch im antiquarischen Buchhandel, alles ein bisschen langsamer und schwerfälliger als in den USA.

Donnerstag, 21. Mai 2009

About a Boy and a Book. Michael Ende´s The Everlasting Story published 30 years ago.

Bookshops in film, part 2

One of the most famous German books setted - partially at least - in an antiquarian bookshop is Michael Ende´s fantasy novel
The Neverending Story (die Unendliche Geschichte), published in 1979. The book was a big success, translated to many languages and filmed in 1984 by German Hollywood director Wolfgang Peterson and produced by Bernd Eichinger (The Downfall/Der Untertan). Leo di Caprio´s production company Appian Way , Warner Broth. and others are said to be "in discussions" about a modern reviving. Die Unendliche Geschichte about a bookshop, a book, a boy and his adventures in real life and in phantasy was Michael Ende´s biggest international success and a role model for blockbusters in books and on screen with a similar plot and attitude, Joanne K. Rowlings Harry Potter (isn´t in need of a link, is it?) and Cornelia Funke´s Inkworld Trilogy; Ende was the first.

As for me, I didn´t read the book, but watched the film on German tv some years ago, when my children were still young. Nice entertainment, as far as I remember, nothing more. Michael Ende hated the film and it´s kitschy Hollywood attitude lacking - in his opinion - magic and enchantment. My children loved the Steinbeisser (Stone Biter) who, together with other creatures from the film, can be visited at
Warner Brothers Movie World.

"What is the secret of the enchanted book?" (film trailer in English)


Michael Ende on why he disgusts what producer and director made of his book; and the making of (with the Felsenbeisser stunt).


This posting is dedicated to Michael Ende, whose book Die Unendliche Geschte was published 30 years ago. Michael Ende died 1995 at age 65 in Bavaria. The title of the book that brought him to fame became kind of a metaphor in German language for complicated and endless matters and affairs

Mittwoch, 20. Mai 2009

On Lithuania´s silver age. A rare book by archaeologist Laima Vaitkunskiene




In my neighbourhood live many immigrants from former Soviet Union countries, not only from Russia but from Kasakhstan, Ucraine and Lithuania. Some of them are socalled "Russlanddeutsche", members of the
German minority in Russia and the Soviet Union; others, esp. those from Ucraine and Lithuania, are Jews; though most of them in Germany have to make their living on social welfare, many of those immigrants are well educated academics, engineers, mathematicians, chemists or physicians. And they brought their books with them. Some of these books end up at the junk dealer´s around the corner, for the reason of monetary tightment, decease etc.. So I came across a very remarkable book written in Lithuanian language:

Laima Vaitkunskiene. Sidabras senoves Lietuvoje. Vilnius "Mokslas" 1981, 125 pages.

Subsequent to the Lithuanian text is a summary in Russian (cyrillic) and in German: the book deals with the country´s rich archaeological stock of silver items: jewelry, weapons and harnesses from ad 2-13. As the author tells us, silver was of huge cultural and religious importance in ancient Lithuania and connected with beauty, wealth and magical power, much more thand gold or iron: Lithuanian mythology tells many tales of enchanted silver treasures. As there were no silver mines in the country, the precious material was robbed during wars or was imported, e.g. from the Romans, and made to jewelry. The items shown in the book were digged during archaeological excavations.

The author, Laima Vaitkunskiene, was stuff member of the Lithuanian Institute of History and Archaeology at Vilnius University. She also researched the importance of amber for
Lithuanian culture. The book is in a very fine, almost flawless condition, with undamaged dust wrapper and cover, cutting and pages; flawless paper, friendly to the nose. Many photos and drawings. The book is rare and, at the moment, not available on the internet. It is kind of a standard works and cited in many articles online concerning Lithuanian history and archaeology. Various libraries have copies of the book in stock, in Lithuania and at the Lithuanian Research and Studies Center in Chicago, USA. Currently unavailable at Amazon.

For further information, please send me an e-mail, if you like.

Sonntag, 17. Mai 2009

Von Bookstore Tourism bis zu Science Fiction für Hollywood. Interessantes aus der Welt des Buchhandels, nicht nur antiquarisch.

Auf Deutsch: hier wieder ein paar interessante Links aus dem Themenkreis dieses Blogs:

1. Bei AbeBooks präsentiert ein existenzgründungsbewegter Bücherwurm eine interessante Geschäftsidee: Buchhandlungs-Tourismus (ich weiss, klingt irgendwie unschön, aber ein griffigeres Wort kommt mir nicht in den Sinn), auf Englisch geschmeidiger "bookstore tourism"; ein
Projekt des Amerikaners Larry Portzline aus Harrisburg, Hauptstadt von Pennsylvania: der sozusagen berufsmäßige Bücherwurm - professioneller Buchhändler oder Reiseunternehmer ist er nicht - , der auch in die Organisation literarischer Veranstaltungen involviert ist, hat so eine Art alternativen Tourismus im Auge und will Bücherwürmer, Literaturfreunde, Bibliothekare auf Betriebsausflug, Schulklassen etc. in kleinen oder größeren Gruppen mit Bussen zu den unabhängigen kleinen Buchläden der näheren und weiteren Umgebung transportieren, am liebsten USA-weit vernetzt.

Der studierte Geisteswissenschaftler, der sich selber der
"Graswurzelbewegung" (in den USA von der Wortbedeutung her nicht ganz so links-anarchistisch besetzt wie in Deutschland) zurechnet, hat über seine Unternehmensidee Bücher geschrieben und diverse Blogs und Auftritte in sozialen Internet-Netzwerken auf die Beine gestellt; das kann man sich alles von dem oben verlinkten AbeBooks-Feature aus zu Gemüte führen, daher verlinke ich das hier nicht weiter. Ganz so richtig "in trockenen Tüchern" scheint die an sich originelle Idee noch nicht zu sein: das Blog wirkt leicht eingeschlafen, der FaceBook-Auftritt ist beendet und irgendwie scheint aus der Sache die Luft raus zu sein. Ganz unriskant scheint sie in Zeiten des allgemeinen Buchhandlungen-Sterbens nicht zu sein. Für amerikanische Verhältnisse kann ich natürlich nicht sprechen, und das Angebot dort an kleinen, feinen und auch schrägen, eigensinnigen Buchläden selbst im Hinterwald ist nach wie vor beachtlich; beachtlicher zumindest als im eher betulichen Bücherland Deutschland. Doch die Zahl der kleinen, unabhängigen Buchläden ist auch in den USA spürbar geschrumpft.

Die Idee an sich hat was, zumal Larry Portzline es nicht bei den Buchläden bewenden lässt und die Buchwurmtouris in den angesteuerten Städten auch zu "literarischen Orten" (Schauplätze von Romanen, Geburtsorte und Wirkungsstätten von Schriftstellern, sehenswerte Bibliotheken, falls vorhanden etc..) führen will. Im kleineren Rahmen durchaus auch auf deutsche Verhältnisse übertragbar. Den Vorschlag, einfach mal Freunde und Bekannte zusammenzutrommeln und im Nachbarort auf Bücherladenreise zu gehen, finde ich zumindest sehr charmant. Wenn auch aus dem großen Hype nichts werden sollte.

2. Wer im Netz nach Literatur aus dem hohen Norden recherchieren will und bislang Schwierigkeiten hatte, seltenen schwedischen oder finnischen Werken im Original auf die Spur zu kommen, dem kann geholfen werden: mit
antikvariat.net: seit zehn Jahren stellt die skandinavische Sektion der ILAB (Int. League of Antiquarian Booksellers) den gesamten Warenbestand seiner Mitglieder wochenaktuell (immer montags mit ca. 10.000 neuen Titeln upgedated) zum online-Verkauf ins Netz; Verkehrsprache ist Englisch, umschaltbar in alle teilnehmenden Landessprachen (die nützlichen Fachbegriffe aus der Welt des Büchersammelns gibt´s leider nur auf Schwedisch). Federführende Gründernationen sind Schweden und Dänemark, Finnland und Norwegen schlossen sich später an (Island ist nicht aufgelistet).

Insgesamt nehmen 98 Antiquriate mit mehr als 1.500.000 Angeboten teil. Feinsuche nach Ländern, für Dänemark sogar nach gesonderten Angeboten in Kopenhagen und Aarhus, sowie gezielt bei den jeweiligen Migliedsunternehmen ist möglich, ebenso nach Jahrhunderten bis zurück ins 14.; Preisangabe wahlweise in jeder der skandinavischen Landeswährungen, US-Dollar, Euro oder japanischen Yen möglich. Bestellt werden kann direkt über die Datenbank. Ein Angebot, das durch Klarheit und Beschränkung auf das Wesentliche ohne viel Schnickschnack und unter Verzicht auf (Eigen-)Werbung (selbst die farbigen Darstellungen der Buchcover lassen sich auf Wunsch per Klick entfernen) besticht; Vorbildcharakter.

3. Eine der charmantesten und vom Anspruch her engagiertesten Buchhandlungen Deutschlands findet sich im Ruhrgebiet, und zwar in seinem schönsten und untypischsten Zipfel in Richtung Rheinland, im altehrwürdig-idyllischen
Werden: die Kinderbuchhandlung Schmitz junior, ein Ableger der gleichnamigen Stadtteilbuchhandlung. Auf 250 Quadratmetern einer ehemaligen alten Druckerei machen sich Vollsortiment, Schnäppchen und allerlei Überraschungen breit, eine Räuberhöhle, ein Kinderkaufladen und eine funktionstüchtige alte Heidelberger Einfarben Druckmaschine, die so aussieht; 7000 eingetragene Mitglieder zählt laut Website der hauseigene Kinderclub; Junioren ohne Eltern, heisst es, sind als Gäste sehr gerne gesehen, auch bei Lesungen, Vorlesestunden und Workshops. Für soviel Engagement gab´s von einer Fachzeitschrift 2005 die Auszeichnung als "Buchhandlung des Jahres" in der Kategorie Spezialbuchhandlung. Eine Zierde für meine Geburtsstadt Essen, die ja wahrlich nicht arm an ausgefallenen Buchhandlungen ist (davon später einmal mehr).

4. Nicht Kinder, sondern Hollywoodstars als Kunden haben der Amerikaner David Aronovitz und seine Frau Nancy aus Michigan: seit fast 35 Jahren betreiben die zwei auf einem abgelegenen Farmhaus irgendwo im ländlichen Nirgendwo weit draussen vor den Toren der Autostadt Detroit ein kleines Antiquariat mit erstklassigem Ruf: The Fine Books Company. Was als Hobby begann, wurde zum kleinen Spezialunternehmen vornehmlich für seltene bis extrem seltene Erstausgaben von SF-Literatur der Crème amerikanischer und britischer Autoren: mit Hollywood unter den Stammkunden, immerhin auch Tom Cruise. Studios bestellen bei Aronovitz seltene Erstausgaben als Geschenk für ihre Stars, Produzenten oder Regisseure. Gerühmt werden vor allem neben Aronovitz´ antiquarischer Seriosität und Sorgfalt seine profunden Kenntnisse vor allem der Science Fiction-Literatur und ihrer sehr speziellen Szene: ein Liebhaber und Amateur im wahrsten Sinne des Wortes wurde zum spezialisierten Vollprofi; weitere Schwerpunkte sind Kinder- und Kriminalliteratur.

Wenn man den online einsehbaren spannenden aktuellen Sf-Katalog von Fine Books Company studiert, erkennt man rasch, das ist nicht nur die übliche Lobhudelei der Lokalpresse: die kleinen, aber sehr sorgfältigen Beschreibungen der aufgelisteten Bücher gehen immer auch mit ein, zwei Sätzen auf den literaturgeschichtlichen Stellenwert des Buches ein; eine kleine Zeitreise durch die Welt der Science Fiction. Eingestimmt von Boris Karloff kann der Interessierte hier stöbern und neben teuren Sammlerstücken durchaus auch ein Schnäppchen für rund 18$ machen. Die besondere Liebe des Lesers, der zum Sammler und dann Händler von Sf-Literatur wurde, gehört Altmeister Robert A. Heinlein, aus dessen Oeuvre Aronovitz zahlreiche z.T. signierte Erstausgaben besitzt.

Neuen Herausforderungen im Internet-Zeitalter muss sich auch dieser erfolgreiche Spezial-Antiquar stellen: seit Jahren arbeitet er eng mit AbeBooks zusammen; und er nimmt die Widrigkeiten im Preisduell mit Hobby-"Wohnzimmerantiquaren" gelassen und mit Humor: immerhin biete sich ihm jetzt die nie geahnte Möglichkeit, Bücher bis nach Singapur und in den Sudan zu verkaufen. Seine Nische auf dem platten Land bei Detroit wird dieser Antiquar alter Schule noch lange besetzt halten können.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Bonanza in the pocket. Old pocket books with artful cover illustrations are going collectible. Keep an eye on it!


There are people who start collecting books, esp. pocket books, just because of the smart, awsome or thrilling front cover illustrations, says AbeBooks in a special feature on this item. Call me Nostradamus, but in, let´s say, ten years, when paper books will be replaced by e-books, artful and extravagant front cover illustrations even of cheap pocket books will find their niche and become collectible at high prizes. So keep an eye on your pocket book and don´t sell it too early: who waits and sells in time, will maybe make a fortune.

Popular pocket books published in numerous and various editions for decades, have been printed with different covers representing the spirit of a decade: studying pocket book cover illustrations scholarly, tells a lot about culture and society in the years when the book was published.

Especially the old illustrated covers of British Penguin and Pelikan books have got their fans: books were published, magazins edited amazing collections, sets were uploaded at flickr; in 2006, the British Design Museum in London dedicated an exhibition to the national trademark Penguin Books and its gifted illustrators.

My favorite Penguin cover design which I proudly present on this blog, is by Michael Kitson: it was created in the 1960s for a book by H.J. Eysenck: Sense and Nonsense in psychology. It was first published in 1954 with a much more understated cover, still available at Amazon Marketplace. The 1968 edition I have in store is more of the psychedelic and Big Brother department; isn´t the eye awsome? I do love it. Inspite of avid googeling, I didn´t find any facts concerning the artist; what a pity.

The book´s author, H.J. Eysenck, was of German origin and lived and worked in London: the Berlin-born psychologist, who as a young man had left his native Germany in the 1930s because of political reasons (he wasn´t Jewish), was professor at the Institue of Psychiatry and was not the founder of but a major contributor to the modern scientific theory of personality, as Wikipedia tells us; H.J. Eysenk published about 50 books, of which "Sense and Nonsense" became one of his most popular with many editions; he died 1997 at age 81.

Quotation from the book, chap. 3, Telepathy and Clairvoyance, p. 106 of this edition: "According to T.H. Huxley it is a customary fate for new truths to begin as heresies and to end as superstitions."

Who is interested in this copy should send me an e-mail. attention: this old copy has got a certain "smell" of age and longtime waiting for a new and caring shelf.....

Dienstag, 12. Mai 2009

Von amerikanischen Book Scouts mit elektronischen Ellbogen und einem Mut in Wien, 5. Bezirk. Interkontinentale Streifzüge

Auf Deutsch: interessante Links zum Thema dieses Blogs:

In den USA ist die Schnäppchenjagd auf geheime Schätze in Buchform vor bei allem bei Charity- Buchbazaren und Bibliotheksausverkäufen wesentlich verbreiteter und erfolgversprechender als in Deutschland. Riesige Mengen gebrauchter Bücher wechseln dort regelmäßig den Besitzer. Diese Buchflohmärkte mit gemeinnützigem Charakter sind in Amerika wichtiger Teil der Alltagskultur. Zudem bringen sie warmen Geldregen in die wie bei uns meist klammen und anders als bei uns fast völlig auf Sponsoren und private Spender angewiesenen Kassen der lokalen Kultur-Multiplikatoren und ehrenamtlich rührigen helfenden Hände karikativer Organisationen vor Ort - egal ob kirchlich, kommunal oder ehrenamtlich-bürgerbewegt.

Zwiespältig sind die Gefühle angesichts des zunehmend aggressiven Treibens hauptberuflicher sogenannter Book Scouts bei diesen traditionell eher geruhsam-bibliophilen Veranstaltungen: vom Typus her gleichen diese Buchkäufer und -verkäufer in Personalunion in etwa den auch bei uns naserümpfend als Antiqure dritter Klasse angesehenen Buchtrödlern, wie sie zunehmend auch Plattformen wie Amazon und AbeBooks bevölkern und mit ihren Ständen auf Flohmärkten anzutreffen sind;
Book Scouts stehen anders als seriöse Antiquare - denen sie nicht selten zuarbeiten - ganz unten auf der Hierarchie des Gebrauchtbuchhandels in den USA; rauhbeinige Gesellen - meist sind es Männer - einer sozialen Subkultur aus College-Dropouts und halbgebildeten "Lebenskünstlern" ; angesichts der Wirtschaftskrise betätigen sich jedoch auch immer mehr klomplette Mittelschichtfamilien mit Geldproblemen arbeitsteilig auf diesem Gebiet des augenscheinlich schnell zu machenden Geldes; von Büchern verstehen diese "Händler" in der Regel nichts.

In jüngster Zeit tritt der amerikanische Book Scout diesen Schlages ausgerüstet mit brandaktueller Scanner-Software auf den Plan und räumt kräftig ab, bevor der echte Bücherfreund und -sammler überhaupt zum Zuge kommt; Bibliotheksangestellte und ehrenamtliche Mitarbeiter sind zunehmend genervt und wehren sich: wie in der Zwillingsmetrople Minneapolis-St. Paul in Minnesota, so ein interssanter Artikel von Laurie Blake in der lokalen Star Tribune; ausgegraben hat diesen Artikel - wieder einmal mehr - Steve Weber; auf dem Presse-Foto sehen wir einen dieser Book Scouts in Aktion und mit entsprechendem T-Shirt (das er vermutlich auch vertickt); von aggressiv auftretenden Kollegen, die in der Nacht vor Eröffnung der Buchbazare im Auto kampieren und im Morgengrauen die besten Schnäppchen säckeweise wegschleppen, berichtet auch ein frustrierter Bücherfreund aus Brooklyn, NYC auf diesem Forum - und über Schlussverkaufkampfstimmung bei einem kirchlichen Bücherausverkauf: "They were frantic, grabby and all elbows".

Die aggressiv auftretenden und elektronisch hochgerüsteten Bücherjäger scheinen ein zunehmendes Problem zu sein - und werden von den Mitarbeitern der Schnäppchen-Events zwiespältig beurteilt: einerseits will man Sammler und Buchfreunde aus der Nachbarschaft nicht verprellen; andererseits braucht man das rasch eingenommene Geld der stets sackweise einkaufenden Scouts. Und so werden verschiedene Strategien entwickelt, um das Problem für alle Seiten befriedigend in den Griff zu bekommen: Zutritt für die Scouts erst ab 12 Uhr mittags, Einkassieren einer Gebühr von 20$ von kommerziellen Käufern mit der Möglichkeit eines Vorkaufsrechts am Tag vor der offiziellen Eröffnung u.a.. Die Kommentare und Beiträge dazu auf den oben verlinkten Seiten sind aufschlussreich und belegen, wie sehr das Problem allen Betroffenen auf den Nägeln brennt und die Gemüter erhitzt.

Einen Satz, der sich sinngemäß in Varianten wie ein roter Faden durch die engagiert geführten Diskussionen zieht, sollte sich der "aspiring book scout" mit der Elektronik in der Tasche allerdings dick anstreichen: der wirklich erfolgreiche Jägersmann (oder -frau) in Sachen antiquarischer Bücher zum Schnäppchenpreis auf Bazaren, in Charity Shops und auf Bücherflohmärkten braucht auch in Amerika weder ScoutPal - so sieht das Ding übrigens aus - noch ASellerTool , sondern Erfahrung und die richtige Nase eines Trüffelschweins. Das schnappt dann beherzt im richtigen Augenblick zu, wenn der elektronische Jäger immer noch fasziniert aufs Display seines Apparates stiert; und die ganz großen Nuggets lassen sich mit dem Scanner ja eh nicht anpeilen, zum Glück. Obwohl - rumspielen mit so einem Ding würde ich gerne schon mal;-).

Eine schöne Meldung von der anderen Seite des facettenreichen Handels mit Büchern kommt aus Österreich; genauer aus Wien, 15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus, ein multikulturell geprägter ehemaliger Arbeiterbezirk mit einem hohen Anteil von Zuwanderern vor allem aus dem ehemaligen Jugoslawien; dort hat die ehemalige Verlagsrepräsentantin Ulla Harms etwas Unerhörtes gewagt: zusammen mit einer Schar mutiger Kolleginnen eine kleine, unabhängige Buchhandlung gegründet: die erste und allereinzige im Bezirk, heisst es; schlicht Buchkontor nennt sich das Unternehmen in einem Jugendstilhaus am Kriemhildplatz. Am 15. Mai, um 15 Uhr, ist Eröffnung. Hut ab und Gratulation, Frau Harms! "Es gibt sie noch, die enthusiastischen Buchmenschen, die ein Büro suchen und eine Buchhandlung finden!", meint Vienna Online, das diese mutmachende Geschichte veröffentlicht. Da Frau Harms, wie zu lesen ist, beste Beziehungen zu Wiens Verlagen pflegt, stehen die Chancen gut. Good luck! Zumal ja auch die sehr spezielle österreichische Variante der Buchpreisbindung ins Wanken gerät.....

Sonntag, 10. Mai 2009

Beyond Winnetou. A glimpse at Swedish children´s book author Stig Ericson and his Native American Adventures.

Germans love books dealing with the Native Americans. Most of us grew up with the leatherstockings tales and struggled through the not always light-hearted to read matter; same thing with the very German "Western novels" by Saxonian trash author Karl May, which have been loved and read for decades. For generations of readers, the picture of American Indian and Western frontier life and history was coined by Karl May, who also wrote widely popular adventure novels setted in the Arabian lands. To tell the truth, in our time, young readers no longer reach as avidly as their parents and grandparents for those tomes. But Karl May is a still beloved author for the "mature youth" who stick to the lost days of boyish reading adventures guided by brave and noble Apache chief Winnetou and his blue-eyed German "blood brother" Old Shatterhand; as for the young ones, only for Carnival Winnetou returns.......

Apart from those kitschy and pseudo-heroic Karl May novels and the Germans running "wild for Winnetou",
children´s books dealing with "authentic" Native American life conquered our book market in the 1960s and 1970s: most of these books had a pubiscient young hero who went through lots of exciting and educating adventures on his way to adulthood; in conflict with "red" traditions and the challenges of "white" civilisation, the boys are to recognize their mission. These "political correct" books, mostly written by former teachers (most of them women), were superpopular among children´s librarians and elementary school teachers; they especially boomed during the 1980s with their strong attitude towards "green" and peace movement politics: it was the time when almost every single environmentally picked German university student had this notorious Cree prophecy stuck to his car or bag; the most successful German "Indianerbuch" of this period was Fliegender Stern (Flying Star) by children´s book author and former teacher Ursula Woelfel; the book is still read at school (so did my children) and is available in many new and used copies at Amazon Marketplace.

Among those many European children´s book authors who used - and in a way abused - Native American affairs as a scenography for their own purposes following a fashion, was Swedish jazz musician, teacher and journalist Stig Ericson, who started a second career in writing. The native of Stockholm, who 1970 was awarded with the Nils Holgersson plaketten, a Swedish national literary award named after a famous work of fiction by Selma Lagerlöf, gained popularity with his children´s books setted in the wild, wild West. In Sweden, children´s radio shows based on "Western" plots by Stig Ericson are still aired; Stig Ericson died 1986 at age 57. Further information on this once widely read Swedish children´s book author is not available on the internet.

In Germany, the author never gained the popularity as a teller of "Indian stories" for children like in his native Sweden. "Abenteuer der Weissen Feder" (White Feather´s adventures), first published in Swedish in 1971 (in German 1972), was one of his biggest successes. The book is still read and can be found at German children´s libraries and at Amazon marketplace,
of course, mostly in 1990s editions; the copy I have in store is a rare one and from the 1st edition of the German translation: as far as I know the only copy of this edition offered via internet not from a public library, as Eurobuch tells you. (Suppose the book was highly esteemed among librarians and teachers, but not among parents and children;-)).

A first class chance for the avid children´s book collector to buy a fine book for his private wigwam;-).